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Brief vom 14. Oktober 1717

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


856.


[100]
St Clou den 14 October 1717 (N. 13).
Hertzallerliebe Louisse, man hatt mir dießen nachmittag 2 von Ewern lieben schreiben auff einmahl gebracht, daß von 28 September, no17, undt daß vom 2 dießes monts, no 18. Ich kan nicht begreiffen, wo daß erste so lang muß geblieben [sein]. Habens Ewer laquayen vielleicht vergeßen auff die post zu tragen undt haben sie hernach zusamen hingetragen? Ich bitte Eüch, schreibt mir doch, ob ich nicht mehr ahn meine chiffer gefehlt habe! den [101] ich sehe, daß Ihr alle meine schreiben gar richtig bekompt. Liebe Louisse, Ihr habt mir schon letztmahl geschrieben, daß Ihr daß kleine hocca entpfangen, ist nur, umb Euch eine idée vom spil zu geben. Hocca ist gar ein gemein spil; ich kan nicht begreifen, wie Ihr nie nichts davon gehört habt. Die fraw von Rotzenhaußen schickt mir alß, waß artigs im Elsaß ist. Sie, die jettons seindt ein wenig zu dick undt nicht gemäglich mitt zu spillen deßwegen. Ich habe Eüch, seydt Ihr zu Franckfort seydt, schon, mitt dießem zu rechnen, 13 mahl geschrieben, habt also noch nicht alle meine schreiben entpfangen. Ich weiß nicht, ob mylord Holdenesse[1] bruder monsieur Parcy oder Darcy[2] heist; den Ihr habt den ersten bu[ch]staben ein wenig wunderlich geschriben, man kans auff eine undt andere manir leßen. Dem seye aber, wie ihm wolle! wen er kommen, werde ich ihm sagen, daß Ihr mir ihn recommandirt habt; er hatt sich noch nicht bey mir ahngemelt. Ich bin nicht verwundert, daß der könig in Englandt dießem cavallier seine charge genohmen, weillen er im parlement gegen deß königs intention gesprochen. Daß hatt dem konig in Englandt glauben machen, daß er gegen ihm ist. Freyllich werde ich mich nicht ahnstellen, alß wen ichs wüste; in solche händel mag ich mich nicht stecken, werde von nichts reden, alß von Eüch, von Ewern niepçen undt dem duc de Schomberg, werde den könig, noch printz, noch printzessin nenen. Ewer elsten niepce man hatt in meinem sin groß unrecht gehabt, deß königs pension abzuschlagen; daß macht dem könig glauben, daß er seine gnäden verracht undt gegen ihm ist, undt daß ist keine manir, umb in chargen gesetz[t] zu werden. Gegen seinen herrn geht generositet nicht ahn; könige seindt nicht gewohnt, daß man ihre gnaden abschlegt, wen man ihnen trew sein. Also habt Ihr gar woll Ewern neuveu zu filtzen, aber, unter miß gerett, alle Engländer haßen ihre könige undt es seindt wenige so ihnen trew sein; ehrlich undt redtlich seindt rare sachen bey den Engländern, wen man sie findt, solle man sie wie golt bewahren. Ich erinere mich deß graffen von Essex gar woll, so mitt mylord Portlandt[3] hir war; es ist kein häring so dur,[4] alß er war. Nun betracht ich deß englischen herrn nahmen noch einmahl undt sehe, daß er Darcy [heißt], daß [102] ist aber ein frantzöscher nahm. Mein sohn hatt einen hoffmeister von dem nahmen, ein gar wackerer, ehrlicher man. Bey mir wirdt Ewer monsieur Darcy woll entpfangen werden undt werde ihm Ewertwegen allen gefahlen erweißen, so er von mir begehren wirdt. Ewer erstes schreiben will ich vor biß sontags-post sparen, nur noch sagen, daß wir seyder montag große compagnie hir gehabt haben. Sontag kam unßer großhertzogin von Paris; sie geht alle donnerstag nach Paris undt kompt sontags wider. Madame d’Orleans ist montag abendts kommen mitt unßerm duc de Chartre undt mademoiselle de Valois, werden biß sontag hir bleiben undt den wider nach Paris, aber die großhertzogin wirdt den tag widerkommen. Es ist jetzt gar heßlich wetter hir. Madame d’Orleans hatt ihre mygraine. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt werde Euch all mein leben lieb behalten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. Oktober 1717 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 100–102
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0856.html
Änderungsstand:
Tintenfass