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A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.
St Clou 12 October[1] 1717 (N. 16).
Hertzallerliebe Louisse, morgen werde ich nach Paris, drumb
fange ich Eüch heütte ahn zu antworten; den zu Paris kan ich
ohnmöglich schreiben; den gleich wen ich ahnkomme, besuche ich
madame d’Orleans, so husten undt schnupen hatt, hernach gehen
wir zum eßen, nach dem eßen sitze ich wider in kutsch undt fahre
über den pont neüff zu madame la princesse, so auch kranck ist,
hernach aux Carmelitte, wo etliche damen zu mir kommen, von dar
ins Palais-Royal, gehe in die commedie undt den wider her; also
segt Ihr woll, liebe Louisse, daß ich morgen keine zeit haben werde,
zu schreiben. Ich bin froh geweßen, Eüch auß Englandt zu wißen,
undt nun wolte ich, daß Ihr noch zu Londen wehret; den ich habe
vergangen montag 2 brieff von unßer printzes von Wallis bekomen,
die war den 18 in den großen schmertzen, umb ins kindtbett zu
kommen. Ich sehe woll durch waß I. L. mir sagen, daß sie meindt,
daß es übel ablauffen wirdt, daß ängstet mich recht, insonderheit
wegen deß accident, so I. L. bey madame de Schosburg
[2] begegenet
mitt dem harten stoß von der kutschen, da ist kein vexir[er]ey mitt,
daß kan ein kindt übel threhen. Gott behütte davor! Verlange
sehr, wider zeittung zu haben, wie Ihr, liebe Louisse, woll dencken
könt.
Mitwog abendts.
Heütte morgen habe ich auffhören müßen, umb mich
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ahnzuthon, hernach ist großhertzogin kommen, seindt in die kirch, nach
der kirch zur taffel, gleich nach dem eßen bin ich spatziren
gefahren; den der dicke nebel, so heütte morgen war, ist gefahlen
undt es ist daß schönste wetter von der weldt geworden. Ich habe
spatzirt in calesche von 3 biß halb 5, herna[c]h war ich kaum in
me[i]n cabinet, so ist madame la duchesse de Berry zu mir kommen
undt ein gutte stundt geblieben, hernach hatt man ins gebett
geleütt, wo ich hingangen.
Donerstag, den 28 October, umb 7 morgendts.
Ich habe mitt aller gewalt auffstehen müßen; aber ich bin auch
8 gutter stundt im bett gelegen, den ich legte mich gestern umb
ein viertel auff 11 undt bin erst umb halb 7 auffgestanden, also
mehr, alß 8 stunden. Mein dockter, monsieur Teray,
[3] fordert mir
nicht mehr. Nachdem ich dan mein morgengebett vericht, komme
ich, Eüch, liebe Louise, zu entreteniren. Ich muste gestern kurtz
abbrechen, den es war ahngericht undt ich wolte mitt der
großhertzogin zu nacht eßen, weillen I. L. heütte weggehen. Ich weiß
nicht, weillen es schon spat im jahr ist, ob sie, wie ordinarie, biß
sontag wider kommen wirdt, habe also ein wenig haußehre thun
müßen. Nun aber kan ich Eüch ohne interuption entreteniren, den
umb 7 kommen keine. Durch waß ich Eüch gestern abendts
gesagt, segt Ihr unßer gantzes leben hir. Es ist aber auch einmahl
zeit, daß ich auff Ewer liebes schreiben vom 12, no 21, komme.
Es ist mir von hertzen lieb, liebe Louise, daß Ihr wider beßer
seydt. Daß Ihr noch matt seydt, ist kein [wunder]; wen man die
50 ereicht hatt, kompt man nicht so baldt wider zu kräfften; es
ist noch ärger, wen man über 65 ist, wie ich, bin noch nicht wider
ersetzt von der medecin, so ich vor 6 tagen genohmen. Hettet Ihr
hir den fluß im halß, würde man Eüch braff zur ader laßen. Sie
wißen hir, wie sie sagen, kein sicher remedie vor halßwehe, umb
zu verhindern, daß keine geschwer im halß kommen. Mitt
artzneyen leben ist nicht mehr leben, ich haße es abscheülich, macht
mich trawerig. Ich habe mein leben weder badt, noch sauerbrunen
gebraucht, wer mir woll leydt, wen ich ihn brauchen müste, undt
ahn brauchen kan ich mein leben keine lust nehmen. Ich sage alß
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zur großhertzogin, daß ich glaube (undt es ist war), daß die reißen
ihr beßer bekommen, alß daß badt undt sawerbrunen. Ich bin
verwundert geweßen, daß man der printzes von Wallis den
sawerbrunen hatt drincken machen. Vor dießem hatt man den schwangern
weiber nichts geben, daß treibt; man hatt es vor gefahrlich
gehalten. Gestern habe ich ein schreiben vom 21 von dießer lieben
printzes bekommen, sie war noch in den schmertzen; daß macht
mich bang undt fürchten, daß daß kindt matt ist undt sich nicht
hilfft; unterdeßen matten die schmertzen die mutter sehr undt man
hatt starck von nöhten, ein kindt auff die welt zu bringen. Ich bin
alß recht [verwundert], wen ich zu Paris so erschrecklich viel leütte
sehe, wen ich betrachte, daß nur eine manir ist, auff die weldt zu
kommen, undt wie schwer es helt, daß ein kindt glücklich undt
gesundt auff die welt kompt, wie viel es außzustehen, biß es in
maniglichen alter kompt, undt wie viel hunderterley maniren in der
welt sein, zu sterben, so bin ich verwundert, daß so viel millionen
menschen sein können. Gott ist woll in allen seinen wercken zu
admiriren undt zu bewundern. Vor die Nürnberger schachteln mitt
pflaster habe ich Eüch schon gedankt, werde den Louis d’or ahn
Lenor geben. Ich finde es schandtlich, wen man commissionen nicht
bezahlt. Ich leße offt viel sachen, ohne zu wißen, waß es ist;
dancke Eüch sehr vor die nachricht. Ich wünsche von hertzen, daß
alle Ewer affairen mitt Churpfaltz nach Ewerm wunsch abgehen
mögen. Hirmitt ist Ewer liebes schreiben vollig beantwortet undt wir
haben gantz undt gar nichts neües hir. Ich hoff, daß wetter wirdt
es machen, wie gestern; den der nebel ist eben so dick undt starck,
alß gestern; hoffe, er wirdt fahlen, so werden wir schön wetter zu
unßerer kleinen reiß haben. Adieu! Es schlegt 9, ich muß mich
ahnziehen, umb nach Paris zu fahren, wie Ihr schon wist. Adieu
biß auff sontag, wils gott, daß ich Eüch auffs neü versichern werde,
daß ich Eüch von hertzen lieb behalte!