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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Paris den 5 December 1717 (N. 30).
Hertzallerliebe Louise, dieße post habe ich nichts von Eüch
entpfangen. Ich bilde mir ein, daß die böße wege dran schuldig
sein; dan seyder 10 tagen regnet es nacht undt tag, alle posten
seindt verhalten geweßen. Ich habe dießen abendt ein briff von
der printzessin von Wallis, vom printzen undt gräffin von der Lippe.
Die printzessin ist, gott lob, gantz wider woll. Wir haben gantz
undt gar nichts neües hir, aber ich habe doch dieße post nicht
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wollen verbeygehen laßen, ohne Eüch zu schreiben; den ich will
mein wordt halten. Ich habe Eüch versprochen, Eüch alle post zu
schreiben, wen Ihr wider in Franckfort sein würdet; also seydt
[versichert], daß ich auff den todt liegen muß, wofern ich eine post
verliehre. Daß will doch nicht sagen, daß Ihr alle posten von
meinen schreiben entpfangen könt, den die posten gehen gar zu doll
dazu. Also in fall Ihr eine post sein soltet, ohne von meinen
schreiben zu entpfangen, so macht Eüch keine gedancken drüber! Den
es würde gewiß der post schuldt sein, undt solte ich kranck
werden, würde ich Eüch durch eine andere handt schreiben laßen.
L’opera a trop dures. Ich glaube, ich werde zum naren, ich
reviere undt dencke, waß ich ahn mein dochter sagen will, undt sage
es Eüch daher. Ich hoffe, daß es Eüch wirdt lachen machen, liebe!
Also wirdt meine reverie doch zu etwaß gutt sein. Adieu! Ich
ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch all mein leben lieb.