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Brief vom 5. Dezember 1717

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


870.


[142]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Paris den 5 December 1717 (N. 30).
Hertzallerliebe Louise, dieße post habe ich nichts von Eüch entpfangen. Ich bilde mir ein, daß die böße wege dran schuldig sein; dan seyder 10 tagen regnet es nacht undt tag, alle posten seindt verhalten geweßen. Ich habe dießen abendt ein briff von der printzessin von Wallis, vom printzen undt gräffin von der Lippe. Die printzessin ist, gott lob, gantz wider woll. Wir haben gantz undt gar nichts neües hir, aber ich habe doch dieße post nicht [143] wollen verbeygehen laßen, ohne Eüch zu schreiben; den ich will mein wordt halten. Ich habe Eüch versprochen, Eüch alle post zu schreiben, wen Ihr wider in Franckfort sein würdet; also seydt [versichert], daß ich auff den todt liegen muß, wofern ich eine post verliehre. Daß will doch nicht sagen, daß Ihr alle posten von meinen schreiben entpfangen könt, den die posten gehen gar zu doll dazu. Also in fall Ihr eine post sein soltet, ohne von meinen schreiben zu entpfangen, so macht Eüch keine gedancken drüber! Den es würde gewiß der post schuldt sein, undt solte ich kranck werden, würde ich Eüch durch eine andere handt schreiben laßen. L’opera a trop dures. Ich glaube, ich werde zum naren, ich reviere undt dencke, waß ich ahn mein dochter sagen will, undt sage es Eüch daher. Ich hoffe, daß es Eüch wirdt lachen machen, liebe! Also wirdt meine reverie doch zu etwaß gutt sein. Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch all mein leben lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 5. Dezember 1717 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 142–143
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0870.html
Änderungsstand:
Tintenfass