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Brief vom 15. Januar 1718

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


882.


[167]
Paris den 15 Januari 1718 (N. 43).
Hertzallerliebe Louise, ich habe im durchblättern im kleinen calendergen gefunden, daß es heütte Ewer geburdtstag ist, also binde ich Eüch hie mitt einem kleinen golten schächtelgen ahn, worinen ich ein klein blau demäntgen[1] gethan, weillen ich gehört, daß die gefärbten demanten noch rar in Teütschlandt sein, wünsche Eüch dabey langes leben, gesundtheit undt alles, waß Ewer hertz selber wünschen undt begehren mag. Morgen hoffe ich Eüch mehr zu schreiben; aber nun muß ich zu madame de Berry fahren, den I. L. seindt gar offt zu mir kommen, wie ich noch nicht außgangen. Es fengt ahn, abscheülich zu friren; ich will eine gutte watten schappe ahnthun undt einen beren-sack.
Sontag, den 16 Januari, abendts nach dem opera.
Ich habe gestern ohnmöglich wider zum schreiben gelangen können; den nachdem ich wieder vom Luxemburg gekommen, ist mein sohn zu mir kommen undt wir seindt mitt einander in die ittalliensche comedie; nach der commedie habe ich zu nacht geßen undt bin nach bett, den ich habe heütte früh auffstehen müßen, umb ahn den hertzog undt mein dochter nach Luneville zu schreiben, den ihre sach ist, gott lob, zum endt hir. Gleich nach dem eßen bin ich au Carmelitten in ihre kirch, zu betten. Wie ich wieder kommen, seindt wir zum 2 mahl ins verneüete opera von Belerophon, [168] muß Eüch heütte also in gar großer eyll schreiben. Man hatt mir heütte noch ein liebes schreiben von Eüch gebracht vom 4 dießes monts, no 2. Ihr könt woll dencken, daß ich heütte nicht drauff andtwortten kan; den ich habe noch auff 2 zu andtwortten, so ich letztverwichenen donnerstag entpfangen. Ich glaube, ich habe es Euch damahls berichtet, will doch bey dem frischten von beyden ahnfangen, nehmblich daß vom neüen jahr. Ich habe heütte brieff auß Englandt bekommen, aber leyder noch nicht die zeittung, so ich recht von hertzen wünsche. Es müßen sich böße leütte zwischen dem könig in Englandt undt seinem herrn sohn legen. Der printz undt liebe printzes von Wallis seindt beyde, gott lob, wider frisch undt gesundt. Mein wunsch erstreckt sich nur in 3 stücken, daß mir gott der allmächtige meine zwey kinder undt kindtskinder undt alle, die ich liebe, erhalten wolle, mir die zeit, so ich noch zu leben habe, gesundtheit verleyen undt mein verstandt erleüchten undt mich durch seinen h. geist regieren, daß ich alles thun mag, waß mich zu meiner s.[2] geleytten mag. Daß seindt alle meine wünsche. Da schlegt es 10, ich muß auffhoren undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen ambrassire undt Eüch von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Januar 1718 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 3 (1874), S. 167–168
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d03b0882.html
Änderungsstand:
Tintenfass