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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
Paris den 3 Mertz 1718, umb 9 uhr morgendts (N. 56).
Hertzallerliebe Louisse, ich habe seyder vergangenen sontag
nichts von Eüch bekommen; aber es ist noch gar früh, umb
brieff zu haben, will unterdeßen auff daß vom 29 Jan. andtwortten,
welches mir noch überig ist von allen Ewern lieben brieffen.
Indem ich Eweren brieff wieder überleße, sehe ich, daß Ihr Januari
vor Februari müst datirt haben; den wie ich Eüch den 15 undt 6
Januari geschrieben, köntet [Ihr] ohnmöglich den 29 schon geantwordet
haben undt wider geschrieben; den 29 Februari ist auch zu frisch,
weiß also nicht mehr, woran ich bin. Daß schadt nichts, Ihr habt,
liebe Louisse, nur schon zu viel vor die bagatellen gedanckt, womitt
ich Eüch ahngebunden hatte, mehr, alß es werdt ist. Aber es hatt
mich gefreüet, daß mein paquet so gar apropo kommen ist. Der
15 neües stiehl ist der 4 vom alten, nein, ich betriege mich, der
15 alten stiehl ist der 26 neüen stiehl; mitt mir betriegen sich die
callendermacher auch, den sie setzen mich, alß wen ich den 17 May
gebohren; ich bins in der that, aber alten stiehl,
[1] alßo machen sie
mich 12 tag jünger undt Eüch auch, liebe Louisse, aber da haben
wir keinen großen profit von. Ich fange ahn, daß alter starck zu
fühlen, den ich kan meines husten undt schnupen nicht loß werden,
habe nur zu zwey unterschiedtlichen mahlen jedes eine stundt
geschlaffen, meinte, zu barsten vor husten, war doch gar früh zu bett,
just wie es 10 geschlagen, ich bin nicht außgangen. Ich halt es vor
ein glück, wen ich jemandt waß geben, daß es ihnen just gefelt.
Ihr würdet, liebe Louisse, wenig wehrt sein, wen Ihr kein
schachtelgen undt ringelgen werdt sein soltet. Darüber hab ich lachen
müßen, den es ist ein ex[c]es von demuht; solche kleine sachen
passiren hir vor bagatellen undt haben keinen andern nahmen. Aber
da kommen schon interuptionen. Der conseiller d’estat, der sorg
vor meine affairen hatt, kompt mitt den threnen in den augen.
Man hatt gestern seinen sohn in die Bastille geführt;
[2] er hatt
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hundert sottissen au Luxemburg vergangen montag gethan, ist
introducteur des ambassadeurs. Der arme man jammert mich recht,
ist ein ehrlicher [mann], der sohn aber ist ein halber nar. Da bringt
man mir in dießem augenblick ein paquet, wo zwey von Ewere
lieben schreiben in sein, vom 15 undt 19 Febr., no 14 undt 15.
Ich habe noch der zeit nicht gehabt, sie zu leßen. Wo mirs
möglich, werde ich dießen nachmittag drauff andtwortten; aber nun muß
ich mich ahnziehen.
Donnerstag, den 3 Merts, umb 3/4 auff 9.
Le diable au contretemps, wie mans hir heist, hatt heütte woll
sein spiel gehabt. So baldt ich von taffel kommen, bin ich
entschlaffen; den, wie ich heütte morgen gesagt, ich hatte die gantze
nacht nicht geschlaffen, daß hatt mich abgematt. Der schlaff ist mir
woll bekommen. Wie ich erwacht, habe ich einen frantzoschen brieff
abcopiren müßen, weillen es wegen affairen ist. Daß hatt mir alle
zeit benohmen, umb Ewern brieff außzuschreiben, liebe Louisse!
Darnach ist mein dochter von der Meutte kommen undt seindt mitt
einander ins opera, da ich alleweill herkomme, undt man rufft mich
auß ordre deß docktors; den umb 10 soll ich zu bett. Adieu!
Ich ambrassire ich
[3] Eüch von hertzen undt behalte Eüch allezeit
lieb, liebe Louisse!