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St Clou den 25 Augusti 1718, umb 10 morgendts (N. 4).
Hertzallerliebe Louise, ich weiß nicht, ob ich dießen
nachmittag etwaß von Eüch entpfangen werde, will aber nun auff Ewer
liebes schreiben vom 9 Aug. andtwortten, no 61. Ich wolte die
post nicht gern beruffen, muß doch sagen, daß sie nun gar richtig
geht. Man macht hir auch complimenten ahn die, so proces
gewinen; allein ordinarie fragt man mehr darnach, alß ich nach dem
gewinst von den meinen frage. Doch Ewer gutter wille ist mir
allezeit ahngenehm undt bin Eüch verobligirt vor Ewere gutte
wünsche. Heütte ist daß wetter abgekühlt; den es hatt die gantze
nacht geregnet. Man hatt es von nöhten gehabt; den seyder 3
wochen haben wir hir keinen regen gehabt, auch war die hitze so
unertraglich, daß ich die gantze woche von 6 hembter deß tags
habe endern müßen. Es war weder lüfftel noch düfftel, wie Lenor
alß sagt; ich glaube, man were verschmacht, wen es lenger gewehrt
hette. Ob zwar die große hitze sehr ungemächlich ist, so muß ich
doch gestehen, daß ich sie viel lieber habe, alß die geringste kälte.
Ich habe gehört, daß schir alle alte bedinten von unßerm
heydelbergischen hoff in die marck Brandenburg undt ahm berlinischen
hoff gegangen sein. Deß Hechts erinere [ich] mich gar nicht mehr.
Unßere Pfältzer haben doch gutte gemühter, ihre landtsleütte zu
lieben. Nichts ängstiget einen mehr, alß wen man meint, daß man
jemandts bey sich sterben sicht oder im schlag fahlen. Aber es ist
nicht zu verwundern, daß man sich übel bey der großen hitze
befindt; gar viel leütte sein, so es nicht außstehen können, mich
machts gar nicht übel. Aber war die fraw von Mentzingen vielleicht
nicht zu eng eingeschnürt daß sie wider woll worden, wie man sie
außgeschnürt hatt? In Teütschlandt denckt man noch ahn taillen,
aber hir gar nicht; man sicht auch, die warheit zu bekenen,
nirgendts keine schönne taille mehr. Ich bin gantz persuadirt, daß
Alberonie,
[1] so ein boßer schelm ist, den armen könig von Sicillien
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gantz betrogen hatt. Dießer könig ist der erste nicht, den der
cardinal betrogen hatt; seinen eygenen herrn
[2] hatt er verrahten,
umb monsieur de Vandosme
[3] zu gefahlen; dießen hatt er der
printzes des Ursin
[4] auffgeopffert; die princes des Ursin hatt er
der neuen königin
[5] sacrificirt undt nun betrigt er den könig von
Sicillien. Waß weytter wehren
[6] wirdt, soll die zeit lehren. Es
ist, gott lob, lang, daß ich keine lettre d’advis bekommen. Man
weiß nun, wo sie alle herkommen, kommen alle auß einem laden undt
von einer damen, so meine nahe baß ist, nehmblich die duchesse du
Maine.
[7] Man kan keine [schlimmere finden,] alß daß par ist. Ich kan
nicht begreiffen, wie madame la princesse, so die beste fürstin ist, so
man sehen mag, eine so gar böße dochter zur welt gebracht hatt;
madame du Maine hatt kein teütsch bludt in ihren adern. Der hoffart
undt ambition machen sie so verteüffelt; ihr man undt die Maintenon
undt andere böße rahtgeber helffen auch dazu; sie meinen, es
geschehe dem duc du Maine daß groste unrecht, daß er nicht regent
ist, noch nach deß königs todt zu pretendiren hatt, könig zu
werden; daß gibt ihnen einen solchen haß vor meinen sohn, daß er es
nicht bergen kan. Mein sohn ist der beste mensch, er kan
niemandts haßen, alle leütte dawern ihn gleich. Es ist war, liebe
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Louise, daß es erlaubt ist, sich vor böße leütte vorzusehen; allein
wen man es nicht thut, erweist dieße verblendung eben, daß ein
unglück vorhanden. Er, mein sohn, kan seiner gemahlin threnen
nicht außstehen, undt dießen bruder hatt sie lieber, alß man undt
kinder, unter unß gerett. Aber es ist nun zeit, daß ich mich
ahnziehe, bin schon gar offt interompirt worden; le diable au
contretemps verliehrt sein recht nicht bey mir. Mich deücht, die welt
wirdt schlimmer, alß sie nie geweßen; in allen famillen ist
uneinigkeit; ich glaube, daß man deßwegen zu Franckfort prophezeyet hatt,
daß der jüngste tag zukünfftig jahr kommen solle. Unßere printzes
von Wallis hatt eine neüe betrübtnuß; der konig in Englandt hatt
die 3 printzesinen, seine enckel, in die kost bey madame Portlandt
gethan. So baldt die neüe pomade divine fertig wirdt sein, werde
ich Eüch schicken. Es ist mir recht leydt, daß die arme leütte
von Bacherach so übel vom wolckenbruch seindt tractirt worden;
den ich drinke lautter Bacheracher. Die zu Creütznach jammern
mich auch, müßen große schrecken undt angst außgestanden haben.
Hiemitt ist Ewer liebes schreiben vollig undt exact beantwortet,
bleibt mir nur überig, zu versichern, daß ich Eüch, liebe Louisse,
von hertzen lieb behalte.
Donnerstag abendts umb 8 uhr.
Ich habe madame de Berry dießen nachmittags eine vissitte
geben; wir seindt umb 7 abendts wider komen. Wie ich in kutzsch
gestigen, hatt man mir meine brieffe von Paris bracht, welche ich
nicht habe leßen können, alß seyder ich wider kommen. Ich habe
daß Ewerige alleweill geleßen vom 13 Aug., no 62; dancke Eüch
sehr vor die artige cartten, welche mich den gantzen weg durch
amussirt haben. Jetzt habe ich sie meinem enckel, dem duc de
Chartre, gelehnt, umb sich mitt zu amussiren. Dießen abendt kan
ich ohnmoglich auff Ewer liebes schreiben andtworten; den morgen
wirdt unß madame d’Orleans quittiren, muß also dießen abendts
haußehre thun undt mitt I. L. hocca spillen. Adieu! Biß sambstag
werde ich auff Ewer liebes schreiben andtwortten; den biß sontag
werde ich nach Paris. Ich ambrassire Eüch von hertzen.