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Paris den 31 Xbr 1718 (N. 42).
Hertzallerliebe Louise, ich will Eüch heütte schreiben undt,
wo mir möglich ist, auff Ewer liebes schreiben vom 13
andtwortten, no 98. Aber ich glaube, Ihr habt 2 mahl von no 98 dattirt
undt daß es dießmahl 99 hette sein sollen; aber da ist nicht viel
ahn gelegen. Ich schreibe Eüch heütte, weillen ich morgen es
ohnmoglich werde thun können. Aber da kompt mein gantzer raht,
muß eine pausse machen. Es ist schon halb 12 undt ich gehe auß
meinen kleinen raht, so nur in 4 personnen bestehet, will nur in
eyll sagen, daß vorgestern eine große scene hir vorgangen. Mein
sohn hatt so gewiße nachricht durch deß abgesanten von Spanien
papiren gefunden, daß die duchesse undt duc du Maine die
urheber von der gantzen conspiration sein; also hatt sie mein sohn
wider seinen willen müßen in verhafft nehmen laßen undt sie
einsetzen laßen. Madame du Maine ist nach Dijon geschickt worden
undt duc du Maine in eine festung, so man Dourlan heist. Ihre
bedinten seindt in die Bastillen geschickt worden, welche ich Eüch
nicht nene, weillen Ihr sie nicht kent. Ah, da kompt man, mich
abermahl interompiren. Ich glaube nicht, daß ich heütte werde
außschreiben können. Man muß die warheit sagen, die letzten undt
ersten tag im jahr seindt verdrießlich; wen noch ein dritter tag so
wer, man kont es nicht außstehen. Heütte werde ich gewiß nicht
zum schreiben gelangen konnen. Adieu den biß auff morgen! Wen
es mir moglich sein wirdt, werde ich Euch ein glückseeliges neües
jahr wünschen.