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Brief vom 21. Januar 1720

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1089.


[020]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.

Paris den 21 de Janvier 1720 (N. 57).
Hertzallerliebe Louise, die gantze woche habe ich nichts von Eüch entpfangen. Es ist ein ellendt, wie die posten gehen; aber es ist ohnnöhtig, davon zu reden. Vielleicht werde ich dießen nachmittag waß bekommen; den es ist jetzt erst 3/4 auff 11. Aber ich muß mich ahnziehen, umb zum könig zu fahren.
Sontag umb 9 abendts.
In dem augenblick komme ich auß dem opera, welches ich unerhört lang gefunden. Wie ich wider in mein cabinet, finde ich 2 [021] paquetten von Eüch, eines vom 30, no 104, daß [andere] ist vom 2, no 1. Ihr kont woll gedencken, daß ich nicht auff beyde heütte werde andtwortten können. Es wirdt viel sein, wen ich auff daß frischte andtwortten werde, will es doch auff den zweytten ahnfangen; dancke Eüch von hertz[en], allerliebste Louisse, vor alle Ewere gutte wünsche. Die posten gehen gar wunderlich. Ich habe Euch schon gesagt, daß ich nicht begreiffen kan, wie ich gefehlt, meinen brieff zu chiffriren, daß[1] ich es doch auf meinen callender gar woll gezeignet hatte, nehmblich no 47; aber von deren sotissen thue ich viel deß jahrs. Es ist aber kein wunder, wen ich viel fehler in meinen brieff[en] machen; den alle augenblick werde in[2] interompirt, muß im vollen schreiben mitt 10 personnen sprechen. Ihr soltet Eüch viel mehr verwundern, wie Ihr zwey wordt von meinen brieffen werdt sansé[3] undt raisonabel finden. Fragt nur den herrn Gemingen, wie es ein geraß undt gethun ist in meiner cammer, wen ich schreibe! Der husten hatt mich zweymahl nach einander erdapt, bin ihn nun zum zweytten mahl quit; ob er widerkommen wirdt, werden wir sehen, wolte nicht davor schwehren. Es ist nicht allein die Franckforther post, so übel geht; alle posten von der welt gehen jetzt übel. Nachmittags bin ich gar zu sehr geplagt; es würde mich gar zu … Es macht mich gar nicht schlafferig. Ich habe nie willens, zu schlaffen, alß wen ich braff geßen habe. Ruhe habe ich genung; wen mich nichts quelt, kan ich gar woll schlaffen. Da schlegt es 10, ich muß wider willen auffhören, sonsten wirdt mich monsieur Teray schrecklich filtzen. Wo mir gott gesundtheit undt leben verleyet, werde ich Eüch bis donnerstag eine lange epistel schreiben, nun aber nur sagen, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 21. Januar 1720 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 5 (1879), S. 20–21
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d05b1089.html
Änderungsstand:
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