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Brief vom 25. April 1720

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1116.


[123]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.

St Clou den 25 April 1720 (N. 87).
Hertzallerliebe Louise, vergangen montag bin ich mitt Ewer liebes schreiben vom 9 April, no 29, erfrewet worden. Ich hoffe, daß, nun daß wetter alle tag beßer wirdt, die posten, so nun beßer gehen, sich auch wieder ersetzen werden undt woll gehen. Ich habe Eüch versprochen, hertzliebe Louisse, Eüch alle posten zu schreiben; also werde ich mein leben nicht dran fehlen, ich müste den halb todt sein. Waß verhinderung ich auch haben mag, so werdet Ihr, so lang ich lebe, allezeit einen großen oder kleinen briff von mir bekommen; daß seydt gewiß, liebe Louise! Ich finde Ewere liebe schreiben gar nicht alber undt über daß so seydt Ihr mir zu lieb, umb daß ich nicht gern Ewere schreiben haben solte undt wißen, wie es umb Eüch stehet. Es ist gewiß, das, wer, daß, wer[1] meinen sohn recht kent, kan ihn nicht haßen; den er ist woll der beste mensch von der welt. Er könte keine größere freüde haben, alß wen [er] alle menschen glücklich konte machen. Der friedt von Spanien ist noch nicht gantz außgemacht; gott weiß, wen es zu endt gehen wirdt. Meine stim ist nicht so hart alß heyßer, alß wen ein anders einen starcken husten hette; kan also gar nicht [124] heyßer sein[2]. Seyder die damen sich hir ahn den landerienen[3] undt ohngeschnürte tracht gewohnt haben, kommen gar wenig mehr zu mir; sie wollen sich nicht ahnkleyden, will sie nicht in ihrem desabilles[4] sehen, also kommen wenig damen zu mir. Aber mansleütte kommen morgendts sehr viel a ma toillette. Wen ich, unter [uns] gerett, die rechte warheit gestehen solle, findt ich gar nicht artig daß Churpfaltz mir verspricht, Eüch favorabel zu sein undt Eüch zu bezahlen[5], undt thut es doch nicht. Ihr habt mir dießen herrn zu sehr gelobt, gibt Eüch einen schlechten danck davor. Es were kein schelmstück, wen Ihr Ewern religionverwanten helffen kontet, es zu thun; daß kan woll niemandt in der welt übel finden. Niemandts hatt Churpfaltz in unruhe gebracht, alß seindt seine[6] pfaffen. Daß alles, waß ich davon [höre], daß seindt rechte pfaffenstückger, wovon ich gar nichts halte. Ich mogte Eüch, liebe Louisse, von hertzen gern noch lenger entreteniren, aber es ist mir ohnmöglich; den ich bin heütte nachmittag lang spatziren gefahr[e]n. Die frühlingslufft macht mich gantz schlafferig, muß also wider willen schließen. Ewer liebes letztes schreiben ist doch völlig beantwortet, kan also nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch eine glückseelige nacht wünsche undt allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 25. April 1720 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 5 (1879), S. 123–124
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d05b1116.html
Änderungsstand:
Tintenfass