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Brief vom 4. Juli 1720

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1136.


[190]

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.

St Clou den 4 Julli 1720 (N. 6).
Hertzallerliebe Louisse, es ist schon 10 uhr geschlagen. Ich habe Ewer liebes schreiben erst entpfangen dießen abendt umb 5, [191] wie ich spatzirn gefahrn. Es war daß schönste wetter von der welt. Ew[e]r liebes schreiben ist vom 22 Juni, no 48, aber biß sontag, wo mir gott leben undt gesundtheit verleyet, werde ich eine exacte andtwort drauff thun; dießen abendt aber ist es zu spat. Ich habe auch einen großen brieff von der königin in Preüssen, der muß auch biß da verschoben werden. Gestern bin ich nach Paris, habe madame Dangeau im closter gesehen; sie ist woll, aber sehr mager. Wir theillen unß also mitt den zwo schwestern. Ihr habt die fürstin von Ussingen, ich madame Dangeau. Sie wirdt erster tagen kommen, mitt mir zu mittag [zu eßen]. Ich habe, unter unß gerett, ihre schöne sohns fraw erschrecklich geendert gefunden, hatte sie in 6 oder 7 monaten nicht gesehen; ich glaube, daß es noch mehr undt über daß gantze jahr ist, daß ich sie nicht gesehen. Da kompt man mich plagen, umb nach bett zu gehen, muß wider willen schließen; wolte lieber mitt Eüch plaudern, aber man plagt mich zu sehr. Ein ander mahl will ichs beßer machen, nun aber nur versichern, daß ich Eüch, liebe Louisse, von hertzen lieb habe undt allezeit behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 4. Juli 1720 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 5 (1879), S. 190–191
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d05b1136.html
Änderungsstand:
Tintenfass