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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den 19 October 1720 (N. 36).
Hertzallerliebe Louise, ich erwarte woll heütte ein schreiben
von Eüch, aber bin gewiß, daß Ihr dießelbe post keines von mir
werdet entpfangen haben, weillen sie nun in der rage sein, Eüch
alß meine brieffe 2 undt 2 auff einmahl zu geben, wie sie auch den
4 dießes monts gethan, wie ich vorgestern auß Ewerm schreiben,
liebe Louise, vom 5ten, no 78, ersehen. Es ist war, daß man nur
zufrieden sein muß, wen keine schreiben verlohren werden. Ich
bin noch ein wenig matt von den burgirenden grünen safft, so man
mir heütte 8 tag undt morgen 8 tag hatt nehmen [machen], aber
doch gesundt, gott lob, wiewoll gantz undt gar nicht lustig. Es
geht nichts nach meinem sin, ich kan nicht auß ängsten kommen,
undt seyder ich vergangen mittwog morgendts den verfluchten brieff
entpfangen, wie ich Eüch letz[t]mahl bericht habe, seyderdem [habe
ich] nicht mehr so woll schlaffen können, alß vorher. Aber wie ich
von natur keine gar große schlafferin bin, so glaube ich, daß es
mir nicht schaden wirdt. Last unß von waß anderst reden! Dieß
ist zu trawerig, ich bin ohne daß leünisch genung. Alles, waß man
unßer abtißin
[1] vorgebracht, wahren lautter lügen undt schelmereyen,
umb gelt zu haben. Ich kan vor meinem todt nicht leyden, daß
man mir secretten macht undt waß verhehlen will; so gutt es
auch gemeint mag sein, macht es einem ein gar zu sot personage
agiren
[2]. Monsieur Laws sein sisteme hatt mir nie gefahlen. Wolte
gott, ich hette mich hirin betrogen! Von den willen, obs gutt
gemeint geweßen oder nicht, kan ich nicht judiciren; der text ist mir
zu hoch. Aber daß alles übel außgeschlagen undt meinem armen
sohn einen großen haß zuwegen gebracht, daß ist nur zu sicher
undt gewiß. Es ist woll schadt, daß unßere abtißin von Chelle[s]
kein printz ist; sie ist eben so courageux, wie ihr herr vatter, fürcht
nichts in der welt undt ihre groste freüde wehre, sich [mit]
degen undt pistollen herumbzuschlagen
[3]. Ich lache sie mitt auß undt
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sage ihr alß, sie solle bedencken, daß sie eine none undt keine
Amasone
[4] seye, solle also keine so große lust in gewehr nehmen.
Deß Lutzaw
[5] undt Dorignies erinere ich mich gar woll; Lutzau
war scheel, ein gutter mensch, gliche dem graff Vrangel
[6], so lang
zu Heydelberg studirt, so woll, alß graff Carlsohn
[7], so ein lincker
oncle vom könig in Schweden war. Daß seindt lautter leütte von
meiner zeit. Dorignie hatte einen oster[r]ei[chi]schen accent, blatte
haar undt zwey große zähn oben, so ein wenig außwerts gingen.
So segt Ihr woll, liebe Louise, daß ich mich der alten zeitten noch
gar woll erinere. Von Hoim
[8] höre, noch sehe ich nichts, weiß
nicht, wo er hinkommen ist; den es ist schon lang, daß er in
Lotteringen geweßen, undt meine dochter hatt mir schon vor 4
wochen geschrieben, daß sie ihn gesprochen. Er sahe so bitter übel
auß, alß ich ihn letztmahl gesehen, daß er vielleicht von nöhten
hatt, einen tour bey den berümbten balbirer vorher zu thun, ehe er
sich weißen darff. Ewere 9 seytten, liebe Louise, habe ich in 4
beantwortet undt ich weiß gantz undt gar nichts neües. Erfahre
ich etwaß dießen nachmittag, liebe Louise, werde ichs Eüch
berichten, wo nicht, so nembt nur vor dießmahl mitt dießen wenigen
zeyllen vorlieb undt seydt versichert, liebe Louise, daß ich Eüch
allezeit von hertzen lieb behalte!