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St Clou, den donnerstag, 7 November 1720 (N. 41).
Hertzallerliebe Louise, Ewer liebes schreiben vom 22 October,
no 83, habe ich nicht eher, alß nun, beantworten können; den es
ist erst vergangenen sontag ahngekommen. Ich bin recht
ungedultig, zu sehen, wie man unß mitt den brieffen zergt
[1], undt Eüch alß
zwey undt zwey auff einmahl gibt undt mir 3 von den Ewerigen
letztmahl gebracht hatt. Daß ging noch endtlich woll hin, wen
man sie nicht gar verliehrt, wie sie es mitt dem vom 7 September
gemacht hatten. Der grüne safft ist mir, gott lob, gar woll
bekommen; matt hatt es mich woll gemacht, aber wen man mich nicht dabey,
wie schon etlichmahl geschehen, zur ader lest … Suma, vor ein
mensch, so sich allezeit tag undt nacht in sorgen undt ängsten sicht,
nichts, alß trawerige sachen, hört undt waß unahngenehm sein
undt noch allezeit schlimmere zeitten zu hoffen hatt undt sich nichts
darff mercken laßen, vor ein solch leben, liebe Louise, befindt ich
mich noch gar woll. Große kälte haben wir noch nicht hir gehabt,
aber ein feücht undt zimblich unahngenehm wetter biß auff
vorgestern, da ist es hübsch worden; nein, es war schon vergangenen
montag schön wetter. Gestern bin ich nach Paris, geradt au
Luxemb[o]urg zur hertzogin von Hannover. Ich finde E.
[2] L. nicht viel
verendert seyder 27 jahren; ich scheine viel älter, alß sie, ob ich
zwar 2 jahr jünger bin. Ich glaube, es wirdt dieße nacht
erschrecklich frieren; den es ist gegen abendt gar kalt worden. Man sagt,
die pest nimbt sehr ab zu Marseillen. Ich solte gemeindt haben,
Franckfort were weitter von Marseiile, alß Paris. Es hatt sich doch
die leydige pest greüllich in Provence außgebreydt
[3]. Ich wolte woll
nicht schwehren, daß es einmahl auch hirher kommen solte. Ich
habe mich gantz hirin in gottes willen ergeben. Ich habe nur schon
zu lang gelebt undt habe offt beklagt, nicht ahn meine
kinderblattern gestorben [zu] sein. Von der constitution weiß ich nichts, ich
man
[4] sie nicht einmahl nenen hören; von dieß undt von den billiet
de banque undt actionen [zu sprechen], habe ich absolutte verbotten.
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Ich habe meinem sohn der fürstin von Ussingen brieff geben; er
sagt, er wüste nicht eygendtlich, wie es mitt dießer sach vor eine
bewandtschafft habe, ob daß closter oder der könig der
[5] reparationen
vom hauß bezahlen müßen; daß wolle er genau examiniren laßen
undt mir hernach die andtwortt drauff geben. Dießes bitte ich
Eüch der fürstin zu sagen, liebe Louise! Der sudsée
[6] bin ich
ebenso müdt, alß deß Missisipi. Aber da kompt man mich dreiben,
umb nach bett zu geh[e]n; den es ist schon über halb 11. Ich habe
heütte viel zu schreiben gehabt, ahn mein sohn, ahn die königin in
Preüssen, ahn freüllen Pelnitz undt monsieur Harling. Zu Paris
seindt leütte narisch undt rassendt worden. Die h. schriefft hatt
woll recht, wen sie sagt, daß der geitz ein wurtzel von alles übels
ist
[7]; daß sicht man nun woll hir undt auch in Englandt. Die
historie vom Englander ist abscheülich, aber doch lächerlich. Aber
ich muß nach bett; biß übermorgen ein mehres, liebe Louise! Ich
werde Eüch schreiben, ehe ich nach Paris werde, aber nun nur
sagen, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.