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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
Paris den 9 Januari 1721 (N. 59).
Hertzallerliebe Louise, vor zwey tagen habe ich Ewer liebes
schreiben vom 24 December, no 102, zu recht entpfangen. Mein briff,
liebe Louise, wirdt heütte gar kurtz werden; den ich bin kranck,
habe ein wenig fieb[e]r undt kan weder eßen, noch drincken undt bin
so matt, daß ich kaum schreiben kan. Ich huste ohne auffhören,
daß thut mir wehe im rücken undt in den lenden, alß wen man
mich geprügelt hette; aber man muß gedult haben; sonsten ist in
dießem fall nichts guts von meiner gesundtheit zu sagen. Daß wirdt
aber, ob gott will, wirdt es nicht allezeit dawern. Wen man alt
wirdt, liebe Louise, kommen viel ungemachlichkeitten. Ich bin fro,
daß der graff von Weillburg so woll mitt mir zufrieden. Ich bin
eine gutte Teü[t]schin undt werde es biß ahn mein ende bleiben.
Daß monsieur Laws
[1] zu Brüssel ist, hab ich Eüch schon
geschrieben. Noch der zeit ist wenig aparentz, daß alle verdrießlichkeitten
mitt dem alten jahr enden werden. Adieu! Ich muß enden, mein
kopff will mir zuspringen; kan nichts mehr sagen, alß, so lang mein
husten mich nicht erstickt, werde ich Eüch allezeit von hertzen lieb
behalten.