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A madame Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.
Paris den donnerstag, 16 Januari 1721.
Hertzallerliebe Louise, heütte halte ich Eüch woll ordendtlich
meine versprechung, keine post vorbey zu gehen laßen, ohne Eüch
zu schreiben. Seyder vergangen sontag 8 tag bin ich keine stundt
ohne fieber, in einer mattigkeit sambt meinem continuirlichen husten,
zehren mich gantz ab; ich hab ein groß abscheü vor dem eßen. Man
hatt mich heütte morgen mitt dem grünen safft purgirt, [ich bin]
aber nur 5 mahl gangen, wovon die docktorn nicht sonderlich
zufrieden sein. Hett ich mehr krafften, würde ich Eüch lenger
entreteniren; aber nun ist es ohnmoglich. Geht meine krankheit zum
todt, werde ich sehr getrost in jene welt [gehen], den ich bin dießes
[1]
sehr mühte
[2]; ist es aber gottes will, daß ich wieder zum leben
kome, werde ich Eüch, liebe Louise, auff neü versichern, daß ich
Eüch biß ahn mein endt von hertzen lieb behalte.