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A madame Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.
Paris den 25 Januari 1721 (N. 61).
Hertzallerliebe Louise, ich kan Eüch nicht außsprechen, welch
ein trost undt erquickung mir Ewer liebes schreiben von 11 Januari,
no 3, mir gebracht. Ich bin seyder donnerstag woll in einer
hertzens-angst vor Eüch, weillen die post verfehlt. Gott seye ewig
dank, daß Ihr noch lebt, undt bringe Eüch wider zu vollkomm[e]ner
gesundtheit, liebe Louise! Wen Ihr meinen zustandt zu wißen
begehrt, kan ichs Eüch mitt wenig wortten beantwortten; den außer
daß Ihr apetit habt undt ich ein recht abschew vor alles eßen,
sonsten bin ich eben, wie Ihr Ewern zustandt beschreibt, bin
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unerhört schwag
[1] undt matt, habe einen tag undt nacht beßer, alß
die andern, die vergangene nacht kein aug zugethan. Ich glaube,
man wirdt mir daß quinquina abnehmen müß[en]; den es gibt mir
zu große schmertzen in dem magen, welches mich so abmatt. Gott
mags mitt mir machen, wie es ihn beliebt, aber so lang ich lebe,
werde ich Eüch von hertzen lieb behalten, liebe Louise!