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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
Paris den 8 Fevruari 1721 (N. 65).
Hertzallerliebe Louisse, dieße woche habe ich nichts von Eüch
entpfangen undt von meiner gesundtheit ist wenig zu sagen, also
wirdt mein brieff heütte gar kurtz werden. Ich werde ihn aber
erst dießen nachmittag zumachen, in fall ich noch waß von Eüch
bekommen konte, drauff zu andtwortten. Ich bitte Eüch, liebe
Louise, wen Ihr in Englandt ahn Ewere beyde niepcen, die graffinen
von Holdernesse
[1] undt Degenfelt schreibt, so danckt ihnen doch
von meinetwegen vor alle sorgen, so sie vor meine kranckheit
bezeüget undt daß sie so fleißig nach mir bey der printzes von Wallis
Liebten sich erkundiget! Sie müßen daß geblüdt von ihrer fraw
mutter in sich fühlen, daß sie mich unbekandt lieb haben wollen,
wofor ich ihnen sehr verobligirt bin. Waß meinen zustandt
ahnbelangt, liebe Louisse, so bin ich noch unerhört schwach, ob ich zwar
nun, wie ordinarie, mitt guttem apetit eße. Ich habe alß eine gutte
undt böße nacht; dieße ist meine gutte geweßen; die gesterige
böße hatte mich gar starck ahngegriffen, hatte nicht 2 stundt schlaffen
können. Ich war, alß wen man mich geprügelt hette, undt den
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gantzen tag matt; heütte aber geht es woll. Gott verleye mir
gedult! den es gehört hirzu. Ich weiß nicht, waß gott endtlich mitt
mir machen wirdt; aber so lang ich leben werde, will ich Eüch,
liebe Louisse, allezeit von hertzen lieb behalten.