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S’il est quelque bien au monde,
C’est la liberté.
Waß gar löblich ahn dießer churfürstin ist, ist die sorg, so sie vor ihre fraw mutter tregt, die, ehe sie nach Florentz kommen, seine gemahlin so übel bezahlte[5], daß es eine rechte schande war; aber die churfürstin macht sie nun woll bezahlen. Ihr werdet nun wißen, liebe Louise, wie Ihr woll groß recht gehabt habt, vor Ewere kinder in sorgen [zu sein]; sie haben abscheüliche gefahr in der see außgestanden mitt einem erschrecklichen mehrsturm[6]. Ein schiff, so auß Virginie kam, hatt der windt auff sie getrieben; were nicht zu ihrem glück eine barque mitt 6 personnen zwischen ihnen kommen, were ihr schiff zerschmettert worden, aber alles, waß in der unglückseeligen barque war, ist zu grundt gangen; die jagt[7] aber, [173] worinen Ewere kinder wahren, haben[8] ihren mastbaum verlohren, den müßen sie wider zu recht machen laßen; daß wirdt ihre reiße verlengern. Wen nur der schrecken, den Ewere niepce abgestanden, ihr nichts schadt! Den wie Ihr woll wißen werdt, so ist sie wider schwanger. Gott gebe, daß alles nach Ewerm vergnügen außschlagen möge! Mich verlangt, zu vernehmen, wie es weitter abgeloffen. Mich deücht, graff Degenfelt hette klüger gethan, sein kinder-machen zu sparen, biß er zu hauß sein würde; so hette[9] er seine gemahlin nicht in so große gefahr gesetzt haben. Aber die mäner seindt so, sie meinen, es seye kein freündtschafft beßer zu erweißen, alß in kinder-machen; aber mich deücht, daß ein sanfftes leben, vertrawen undt estime hundert mahl mehr die freündschafft bezeugt, alß die wüsterey. Ihr sagt nicht, liebe Louise, ob daß artige kindt, so Ihr nun lieb habt, ein medgen oder ein bub ist. Die kleine medger müßen gar artig sein, wen sie mir gefallen, aber kleine buben habe ich alle lieb, finde sie artig. Ich wolte, daß Ihr schon Ewere kleine niepce bey Eüch hettet mitt ihre eltern. Ich fürchte aber, es wirdt noch lang ahnstehen wegen deß gebrochenen mast. Waß mich hatt glauben machen, daß Ewer 2 niepcen kein Teütsch könten, ist, daß der duc de Schonburg, ihr herr vatter, sich nicht viel drumb bekümert hatte. Frantzösch-Teütsch, wie sie hir sprechen, ist etwaß abscheüliches, höre lieber, wie die Engländer übel Teütsch sprechen, alß die Frantzoßen[10]. Ich kan doch gantz sprechen wie sie; man führt mir offt kinder her, umb zu examiniren, ob sie woll sprechen; aber ordinarie sagen sie so:
St Clou den 10 Julli 1721 (N. 7.)
Hertzallerliebe Louisse, die post will hir wider einbringen, waß sie so lengst verseümbt hatt; den gestern, vorgestern undt vergangen sontag bin ich mitt 3 Ewern lieben schreiben erfrewet worden. Ich weiß nicht, wie daß zugeht; Ewere liebe schreiben seindt vom 21 undt 28 Juni, no 48 undt 49, undt daß gesterige, so ich au bois de Boullongne entpfangen, ist gar frisch, nur 8 tag unterwegen geweßen, nehmblich daß vom 2 Julli, no 50. Wen die post doch so fort fahren wolte, were es gar gutt; ich wolte auch, daß sie zu Geissenheim richtiger ginnge. Unßere arme großhertzogin hatt noch vor 8 tagen gar einen hartten streich außgestanden undt es ist woll nicht mehr zeit, die [zu] congratuliren, so sich wie ich auff ihre gesundtheit interessiren. Ich fürcht, ich fürcht, daß I. L. mich, wen ich die trawer von landtgraff Philip werde abgelegt haben, nicht lang wirdt außer trawer laßen. Warumb ich die arme großhertzogin lieb habe, ist, daß sie, die doch nach niemandts fragt undt schir alle menschen hast, mich doch lieb hatt undt fürcht mich wie ein kindt. Ich filtz sie etlich mahl braff, wen sie so kindisch frist undt sich muhtwillig kranck macht; sie helt mir alles zu gutt; wen aber ihre damen ihr zusprechen woll[en], kapt sie sie nicht allein braff ab, sondern sie ist ettlich mahl ein wenig leicht mitt der handt undt wirfft ihren leütten alles ahn kopff, waß sie vor sich hatt. Den filtz ich, sage, daß es nicht fürstlich ist; sie sagt aber, es were nicht war, lacht undt sagt:Vous voyes, que cela ne peust estre, car je suis estropié d’un bras et d’une jambe.Sie macht mich lachen, den sie threhen[1] all ihre leütte in ridiculle. Sie ist nun wieder beßer, hatt ein gar starck temperament. Wer mir auch ängsten eingejagt hatt, daß ist madame la printzes, so nun, gott lob, wider gantz woll, aber gar kranck von Equoan[2] wider kommen ist mitt [172] ihrem rhumatisme ahm haubt, welcher ihr so abscheüliche schmertzen verursachet, daß I. L. mich haben bitten laßen, nicht zu ihr zu kommen, sie könte nicht reden; den so offt sie den mundt auffthat, zu reden oder zu eßen, entpfundt [sie] so erschreckliche schmertzen im haubt, daß ihr die threnen in den augen kammen; aber nun kan sie wider eßen undt reden. Es ist doch gar ein wunderlicher zustandt. Gott bewahr[e] einen davor! Der großhertzog undt seine gemahlin könnens machen wie der verstorbene duc de Roquelaure undt seine gutte freündin, madame de Rembure[3]. Wahren beyde große spieller. Wie er undt sie kranck wurden ahn der kranckheit, woran sie auch beyde gestorben sein, schickte der duc de Roquelaure zu madame de Rembure undt ließ fragen, wie sie sich befünde; sagte sie:
Dittes au duc de Roquelaure, que luy et moy jouons gros jeu au premier pris!Wie man gelebt hatt, so stirbt man. Ich habe schon von andern gehört, ja von ihrer fraw mutter selber, daß die verwittibte churfürstin gern wider zu Heydelberg were undt keine hoffnung verlohren, wider in unßere lieb Pfaltz zu kommen, sobaldt ihr herr vatter todt wirdt sein; ob daß ahngehen wirdt, weiß [ich nicht]. In Ittallien ist es gar ein gezwung[en]es weßen vor fürstinen; wer die teütsche freyheit gewohnt ist, hatt mühe, sich drin zu schicken undt, wie man im opera von Issis[4] singt:
S’il est quelque bien au monde,
C’est la liberté.
Waß gar löblich ahn dießer churfürstin ist, ist die sorg, so sie vor ihre fraw mutter tregt, die, ehe sie nach Florentz kommen, seine gemahlin so übel bezahlte[5], daß es eine rechte schande war; aber die churfürstin macht sie nun woll bezahlen. Ihr werdet nun wißen, liebe Louise, wie Ihr woll groß recht gehabt habt, vor Ewere kinder in sorgen [zu sein]; sie haben abscheüliche gefahr in der see außgestanden mitt einem erschrecklichen mehrsturm[6]. Ein schiff, so auß Virginie kam, hatt der windt auff sie getrieben; were nicht zu ihrem glück eine barque mitt 6 personnen zwischen ihnen kommen, were ihr schiff zerschmettert worden, aber alles, waß in der unglückseeligen barque war, ist zu grundt gangen; die jagt[7] aber, [173] worinen Ewere kinder wahren, haben[8] ihren mastbaum verlohren, den müßen sie wider zu recht machen laßen; daß wirdt ihre reiße verlengern. Wen nur der schrecken, den Ewere niepce abgestanden, ihr nichts schadt! Den wie Ihr woll wißen werdt, so ist sie wider schwanger. Gott gebe, daß alles nach Ewerm vergnügen außschlagen möge! Mich verlangt, zu vernehmen, wie es weitter abgeloffen. Mich deücht, graff Degenfelt hette klüger gethan, sein kinder-machen zu sparen, biß er zu hauß sein würde; so hette[9] er seine gemahlin nicht in so große gefahr gesetzt haben. Aber die mäner seindt so, sie meinen, es seye kein freündtschafft beßer zu erweißen, alß in kinder-machen; aber mich deücht, daß ein sanfftes leben, vertrawen undt estime hundert mahl mehr die freündschafft bezeugt, alß die wüsterey. Ihr sagt nicht, liebe Louise, ob daß artige kindt, so Ihr nun lieb habt, ein medgen oder ein bub ist. Die kleine medger müßen gar artig sein, wen sie mir gefallen, aber kleine buben habe ich alle lieb, finde sie artig. Ich wolte, daß Ihr schon Ewere kleine niepce bey Eüch hettet mitt ihre eltern. Ich fürchte aber, es wirdt noch lang ahnstehen wegen deß gebrochenen mast. Waß mich hatt glauben machen, daß Ewer 2 niepcen kein Teütsch könten, ist, daß der duc de Schonburg, ihr herr vatter, sich nicht viel drumb bekümert hatte. Frantzösch-Teütsch, wie sie hir sprechen, ist etwaß abscheüliches, höre lieber, wie die Engländer übel Teütsch sprechen, alß die Frantzoßen[10]. Ich kan doch gantz sprechen wie sie; man führt mir offt kinder her, umb zu examiniren, ob sie woll sprechen; aber ordinarie sagen sie so:
Ick hab ein-nen teütschen cammer-diner, ick habe Teütsch gelern-net.Wen ich so reden höre, macht es mir alle gedult verliehren; der Engländer accent kompt doch näher auff daß Teütsche auß. Wen Ewer niepce ihr Teütsch von Eüch gelehrnt hatt, ist es kein wunder, daß sie ein wenig Pfaltzisch spricht. Der herr Benterritter[11] sagt, ich rede Pfaltzisch undt Hannoverisch durch einander spreche[12]; recht Braunsweigisch kan ich noch woll
köhren[13], habe es doch viel vergeßen, könte mich aber woll baldt wieder drin finden, wen ich ein par tag sprechen solte. Daß ist nicht ordinarie, daß man auff [174] gemeinen waßern zu grundt geht, wie auff der Mossel. Aber ich muß mich ahnthun undt meine pausse machen.