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Brief vom 2. Oktober 1721

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1266.


[236]

A madame Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.

St Clou den 2 October 1721 umb vi[e]rtel auff 8 morgendts (N. 30).
Hertzallerliebe Louise, ich muß Eüch dießen morgen in gar großer eyll schreiben, den ich muß nach Paris, meinen sohn undt sein[e]r gemahlin glück zu wünschen zu der gutten botschafft, so ihnen vergangen montag kommen, daß der könig in Spanien ihre dochter begehrt vor seinem elsten sohn, dem printz des Asturie[s]. Mademoiselle de Monpensieur[1] hatt noch keinen nahmen; ehe sie nach Spanien wirdt, wirdt man die ceremonien halten, der konig undt ich sollen sie nenen; hernach wirdt sie untericht werden undt comuniciren undt nach ihrer communion die confirmation entpfangen. Daß heist man hir 3 sacrementen auff ein mahl schir entpfangen. Seyder 2 tagen, heütte ist der 3te, habe ich so viel [237] complimenten entpfangen undt leütte gesehen, daß mir der kopff davon threhet. Übermorgen werde ich Eüch verzehlen, wie meine Parisser reiß abgangen, nun aber nur in großer eyll sagen, daß ich daß vergnügen vergangenen sontag gehabt, Ewer liebes schreiben von 16 September, no 67, zu entpfangen. Ich bin nicht verwundert, daß Ihr, liebe Louise, meine schreiben nicht entpfangt; man macht sie[2] auff der post ein eygen divertissement, meine brieffe übel zu gehen machen. Gestern bekamme ich ein schreiben von unßer printzes von Wallis, deren fehlen auch 2 posten von mir. Aber waß will man thun? Man muß die naren woll raßen laßen, den es stehet nicht zu endern. Es fehlt mir noch alß daß schreiben von Eüch, liebe Louise, wie ich Eüch bericht habe. Dießmahl schreibe ich Eüch doch einmahl eine lustige zeittung. Wen es daß selbige wetter in unßerm ehrlichen Teütschlandt ist, wie nun hir, so werdet Ihr schön wetter zu Ewerer reiß nach Altorff haben; den es ist nun warmer, alß es den gantzen sommer undt in den hundtstagen geweßen. Vergangen sambstag zu Paris meinete ich zu ersticken; in meinem apartement war eine grausame hitze. Die printzessen von Dannstatt muß nicht wißen, daß man mitt eyffersucht sich nur unwehrt bey den mänern macht undt gar nichts gewindt. Daß der printz incognito mitt meinen sohn solle gejagt haben, ist eine pure lügen. Mein sohn liebt keine jagt, undt wen er die jagt liebt[e], konte er nicht jagen, den er hatt genung den gantzen tag zu thun. Ein regent ist sein eygen herr nicht undt mein sohn weniger, alß niemandts, den er hatt die sachen in so ellenden standt gefunden, daß im gantzen königreich, daß ich offt verwundert bin, wie er es außstehen kan. Aber da schlegt es 8, ich muß mich ahnziehen, nur daß noch sagen, daß es kein wunder ist, daß die landtgraffin von Homburg im kindtbett gestorben. Aber der herr hatt sich zu trösten, kan eher wider eine gemahlin, alß sohn, bekommen. Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch allezeit lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 2. Oktober 1721 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 236–237
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b1266.html
Änderungsstand:
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