Seitenbanner

Brief vom 7. März 1722

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1309.


[338]
Paris, sambstag, den 7 Mertz, umb 10 morgendts (N. 73).
Hertzallerliebe Louise, wie ich eben die feder nahm, umb Eüch zu schreiben, hab ich einen großen brieff von unßer printzes von Modene bekommen, welches mich desto mehr erfrewet hatt, indem daß ein böß geschrey gestern zu Paris ging, daß sie todt undt vergiff[t] wehre. Aber daß ist, gott lob, nicht wahr, den sie ist nicht ei[n]mahl kranck geweßen. Hernach habe ich ein ander schreiben von unßerer abtißen von Chelle[s] bekommen durch einen expressen, [339] daß hatt mich bißher auffgehalten. In ein augenblick werde ich mich anziehen müßen undt eßen, den dießen nachmittag werde ich eine vissitte von der infante reine bekommen, hernach meine enckeln undt mademoiselle de Clermont undt de la Rochesurion in die ittalliensche commedie führen. Nach der comedie werde ich Eüch erst wider entreteniren konnen, aber, wie Ihr woll segt, liebe Louise, so werde ich keinen großen brieff schreiben können. Paris ist gar zu verdrießlich mitt allen contretemps, aber so viel auch komen mogen, wirdt es mich doch die post ahn Eüch, liebe Louise, nicht verseümen machen, werde mein wordt halten.
Sambstag, den 7 Mertz, umb halb 4 nachmittags.
Ach, liebe Louise, ich habe so viel leütte in meiner cammer, daß es mir ohnmoglich ist, zu schreiben, undt da kompt die infantin, ich sehe ihre erste kutsch in den ersten hoff fahren.
Den samb[s]tag umb 9 abendts.
So baldt die infantin wieder weg, seindt andere printzessin[nen] kommen, madame la duchesse, welche lang geblieben; darnach ist mademoiselle de Clermont undt de la Rochesurion kommen, welche ich hatte hollen laßen, umb mitt mir in die commedie [zu gehen], da ich jetzt eben her komme. Ich werde … Es war ein ittalliensche commedie, le soubconeux[1], undt ein stück in Frantzösch, le mariage de Panurge[2]. Ich schicke Eüch hirbey, umb Eüch zu amussiren, den gantzen eintzog von der infantin[3]; daß gedrückt helt nicht so viel platz, alß daß geschriebene, [wird] mein paquet nicht viel großer machen, drumb schicke ichs Eüch, liebe Louise! Mein kirbe merittirt nicht so viel dancksagungs; die groste dancksagung, so ich davon begehre, ist, daß die bagattellen Eüch ahngenehm geweßen. Die große von den demanten, so ich Eüch geschickt, ist Eüch eine große versicherung, liebe Louise, daß mein beüttel kein noht gelitten; perlenmutter-schachtelgen ist auch keine thewere war, also seydt deßwegen gantz ohne sorgen! Da schlegt [340] es 10, ich muß eßen undt schlaffen, nachdem ich Eüch versicher[t], liebe Louise, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 7. März 1722 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 338–340
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b1309.html
Änderungsstand:
Tintenfass