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A madame Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.
Paris, sambstagen, den 4 April 1722 (N. 81.)
Hertzallerliebe Louise, ich bin gestern gar spät schlaffen gangen durch eine sache, so mich von hertzen erschreckt. Umb halb 10, wie ich eben ahn mein dochter schreiben wolte, den den gantzen tag hatte ich keine zeit dazu, ware den morgen von 8 biß 3 viertel auff 12 in der passions-predig geweßen, so 5 große viertelstundt gewehrt; hernach habe ich auch den gebettern beywohnen müßen, so man l’office du vendredy saint heist, bin also umb 12 erst wider herrein, habe meinen sohn besucht, so, gott lob, alle tag beßer wirdt, bin hernach ahn taffel, hatte einen starcken hunger. Also wie ich nach dem eßen allein war, bin ich braff entschlaffen, habe 2 gutter stundt geschlaffen von 1 uhr biß umb 3; da bin ich in kutsch au[x] Carmelitte[s] zu Tenebre[1], so ein par stundt gewehrt, hette gewünscht, daß es noch lenger hette wehren können. Den ich laße in einem buch, so mich recht divertirt, ist auß dem Englischen übersetzt; ich zweyffle nicht, daß Ihr es auch habt, heistWilliams Cave[2] erstes Christenthum.Ich kam nach 6 abendts [365] erst wider herrein undt schriebe ein par wordt ahn unßere liebe printzes von Wallis. Wie ich aber nach 9 uhr ahn mein dochter schreiben wolte, kame madame de Souvelle, der hertzogin von Hannover hoffmeisterin, gantz verstebert[3] in mein cammer undt sagte, madame la princesse hette ihr befohlen, mir gleich ihr ellendt zu klagen. Der printz de Conti, ihr enckel, mitt sein[e]r fraw mutter haben sich ahngestelt, alß wen sie auff ihr landtgutt wolten, so 10 meill von Paris, seindt auch weg gefahren undt drauß geblieben, biß es nacht war; da seindt sie wieder herrein gefahren, ins petit Luxemb[o]urg auff einmahl eingedrungen. Deß pr[ince] de Conti gemahlin hatte eben ein bludt-sturtz; wie sie ihren herrn sahe, erschrack so[4] so erschrecklich, daß ihr der bludt-sturtz auff einmahl auffhörte undt in abscheülich zittern viel[5], worüber madame la princesse so erschrack, daß sie wo[6] ohnmachtig wardt. Der printz ließ sein nacht-zeüg hollen, sagte, er wolte in seiner gemahlin cammer schlaffen. Alß er aber gehört, daß man madame la duchess[e] undt monsieur le duc von Chantillie[7] geholt undt der comte de Charolloy[8] mitt gutte pistollen, so er immer im sack tregt, kommen würden, hatt er umbgesattelt undt ist umb 10 uhr wider nach hauß, den der herr ist gar vorsichtig undt helt nichts von gefahr. Ich weiß nicht, wo er diß her hatt, den sein herr vatter hatt groß courage undt alle seine verwanten von allen seytten her. Aber nun muß ich meine pausse machen, den es ist zeit, in kirch zu fahren; werde hernach zum könig undt sein kleines breütgen, so sich heütte nicht zum besten befindt. Ich fürchte alß, es wirdt nicht leben, es hatt gar zu viel verstandt[9]. Aber da kommen meine kutschen; ich muß eine pausse machen.