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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den 27 Aug[usti] 1722 umb 3 viertels auff 10 abendts.
Hertzallerliebe Louise, ich habe dießen nachmittag Ewer liebes
schreiben vom 15 Aug[usti], no 58, zu recht entpfangen, aber ich
kan ohnmoglich drauff andtwortten; jedoch weillen ich Eüch
versprochen, liebe Louise, daß ich Eüch alle posten schreiben wolte,
in welchen standt ich auch sein mag, so will ich mein wordt halten.
Der körpel
[1] ist mir bitter übel bekomen, bin, ob ich es zwar durch
ordre von monsieur Teray ordre 5 tag gebrau[c]ht, so gelb undt
ellendt geworden, daß alle meine leütte gemeint, ich pfeiffe auß
dem letzten loch. Aber seyder 2 tagen, daß ich es wider der
dochtoren
[2] willen quitirt undt nichts, alß den garus, nehme, bin ich
weniger gelb undt beßer, aber noch sehr [schwach] undt noch gar
nicht courirt. Ich ergebe mich allezeit in gottes willen, waß er
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auch mitt mir machen will undt es zum leben oder zum todt …
Ich habe lang genung gelebt, umb ein mahl in die erde zu schlupffen.
Da schlegt es 10, ich muß enden, liebe Louise, wegen meiner
ellenden gesundtheit undt vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich
Eüch, liebe Louise, biß ahn mein endt von hertzen lieb behalte.