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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den 3 September 1722 (N. 23).
Hertzallerliebe Louise, heütte morgen habe ich Ewer liebes
schreiben von Franckfort vom 25 Aug[usti], no 61, zu recht
entpfangen, werde darauff andtwortten, wo mirs möglich ist. Ihr kont
mein schreiben nicht anderst, alß üb[er] Franckforth entpfangen,
liebe Louise, weillen Ihr mir von Heydelberg auß geschrieben hattet,
meine brieffe allezeit dort hin zu adressiren, welches ich auch
gethan. Aber ich habe kein eintzige post verfehlt, weiß also nicht,
warumb Ihr, liebe Louise, nur eines von meinen schreiben
bekommen habt. Ach, hettet Ihr mich vergangene woch gesehen, würde
ich Eüch gewiß erschreckt haben, den ich war gelb wie wacks
biß in daß weiß von den augen. Aber es hatt, gott lob, nicht
lang gewehrt, bin so nach dem verfluchten körpel-safft [geworden].
Seyder ich aber keinen mehr nehme undt nichts mehr, alß den
garus, bin ich wieder beßer. Ich habe zwar keinen großen apetit,
aber ich eße doch ein wenig mehr, alß ich gethan. Aber ich habe
noch starcke vapeurs undt kan nicht gehen, auch noch gar starcke
krämpff, so mich offt von schlaff verhindern. Waß noch auß mir
werden wirdt, weiß ich nicht, habe aber keine unruh, noch
inquietude drüber undt, wie ich Eüch offt gesagt, liebe Louise, ich
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habe mich dem willen gottes gantz ergeben, waß es dem
allmächtigen b[e]liebt, mitt mir zu machen, es seye zur geneßung oder zum
todt. Gestern war es völlig 4 mont, daß man mich in dießem
ellenden standt gesetzt hatt, woll ohnnohtiger weiß. Ich war gantz woll
undt man hatt mich kranck gemacht. Aber nichts geschicht ohne
den willen gottes, also muß man woll gedult haben undt sich drin
ergeben. Husten undt schnupen habe ich, gott lob, nicht mehr;
matter, alß ich bin, kan man schwerlich sein. Ich schlender doch
überall herumb, fuhr gestern nach Paris, aber gleich nach der brück
brach mein kutsch, hetten schir ein starcken burtzelbaum
gemacht, aber es ist doch woll abgangen; wir seindt in die kutzsch
von den escuyer gestiegen, sie haben eine berline
[1] hollen laßen undt
wir seindt doch a bon port au Port-Royal ahnkommen
[2]. Ich habe
die printzes de Conti gesundt undt lustig gefunden, bin ich umb
[3]
ha[l]b 11 vom Port-Royal wieder au Palais-Royal, wo ich mitt
meinen enckeln zu mittag geßen undt meine damen; bin hernach
aux Carmelitte
[4], von dar wider au Palais-Royal, wo ich mitt
meinen enckel undt unßer hertzogin von Hannover in die commedie
von Penelope
[5] bin. Es ist ohnmoglich, daß man beßer spillen kan,
alß die commedianten gestern gespilt haben, war recht touchirt.
Der saahl war gantz voll; man sagt, sie hetten mirs zu ehren
gethan, umb sich zu erfrewen, mich wider zu sehen, den ich bin sehr
in gnaden bey den Parisser[n]
[6]. Es ist mir leydt, daß dieße lufft
mir so schadt; den ich mogte den gutten, ehrlichen leütten gern
daß vergnügen geben, mich offter zu sehen. Ich muß enden wider
meinen willen, liebe Louise! den den
[7] galle hatt mich heütte 6
spatzir-gang thun machen, so mich sehr abgematt. Adieu, liebe
Louise! Es mach
[8] mitt mir gehen, wie es will, so werde ich Eüch
biß ahn mein endt von hertzen lieb behalten.