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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den 10 September 1722 (N. 29).
Hertzallerliebe Louise, ob ich zwar so schwach bin, daß ich
kaum die feder halten kan, so werde ich Eüch doch schreiben, so
lang mir gott daß leben laßen wirdt, wie ichs Eüch versprochen.
Es fehl[t] mir eines von Ewern lieben schreiben, nehmblich daß von
no 62; daß von 25 Aug[usti], no 61, habe ich woll entpfangen. Gestern,
alß ich von Versaille[s] komen, hatt man mir daß von gutten
Heydellberg von 1 September, no 63, gebracht, aber daß von 62 ist
gantz außgeblieben, es seye, daß Ihr Eüch, liebe Louise,
verschrieben habt undt 63 vor 62 gesetzt. Weillen aber meine brieffe nun
so richtig gehen, hoff ich, daß mein[e] kleine St Clouer kirbe
glücklich ahnkomen. Der verlust were zwar gering, aber man hatt
doch nicht gern, daß die paquetten verlohren werden, ob zwar nicht
viel dran gelegen ist. Ich nehme noch den elixir von Garus undt
werde ihn so lang nehmen, alß meine bouteillen dawern werden.
Der arme man ist gar übel ahn einem starcken fieber, so ihn fablen
macht. Monsieur Teray ist auch nicht woll, bin sehr in sorgen vor
dieße zwey docktorn, den habe ihnen von nohten. Ich wolte gern
lenger schreiben, man will mirs aber nicht erlauben, weilen es 10
geschlagen. Die infantin ist heütte hir geweßen, bin hernach nach
Madrit zu Chausseray[e]. Meine arme füße seindt erschrecklich
geschwollen, drumb will man, daß ich nach bett solle. Ein ander
mahl ein mehrers; nun aber will man mir nicht erlauben, mehr zu
sagen, alß daß ich Eüch, liebe Louise, von hertzen lieb behalte.