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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Frankforth.
St Clou, sambstag, 19 September 1722 (N. 33).
Hertzallerliebe Louise, ich bin vor 6 uhr von Madrit komen
in hoffnung, Eüch 6 biß 9 zu entreteniren können; aber waß man
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hir le diable au contretemps heist undt, wie man hir sagt, qui ne
dort jamais, hatt mir auch dießen abendt ein Stückelgen gespilt.
Ich bin ka[u]m in meiner camer geweßen, so ist madame la
princesse kommen undt anderthalb stundt hir geblieben. Wie sie eben
auffgestanden, umb weg zu gehen, ist madame d’Orleans kommen
undt biß 9 geblieben; da habe ich eßen müßen. Nun ist es über
10, ich muß nach bett, kan Eüch also, liebe Louise, in großer eyll
heütte nichts anderst sagen, alß daß man mir umb 8 Ewer liebes
schreiben von Franckfort von 12, no 66, [gegeben], undt mitt sehe
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mitt freüden drauß, daß Eüch meine bawern-kirbe ahngenehm
geweßen, so schlegt sie auch ist. Mitt der printzes von Sultzbach
begehren ist es nicht leicht, den ich mag kein schlegt brassellet
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schicken undt ein magnifiques, wie es sein solte, schickt sich nicht
zu meinen beüttel, der jetzt eine reiße vor hatt; den in ahnfang
deß zukünftigen mont werde ich nach Rheims, meine dochter zu
sehen undt ihre kinder. Gutte nacht, liebe! Ich muß nach bett,
werde schließlich nur sagen, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.