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A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.
St Clou den 1 October 1722 (N. 35).
Hertzallerliebe Louise, vorgestern zimblich spat habe ich Ewer
paquet undt zwey li[e]be schreiben vom 15, no 67, und 19,
no 68, zu recht entpfangen mitt der pfaltzischen cartt, wie auch
die kleine illuminirte cartt undt die von der chiromanee
[1]. Alles
hatt mich sehr amussirt, dancke Eüch, liebe Louise, woll von
hertzen davor. Ich mögte Eüch gar gern eine ex[a]cte
andtwortt auff Ewer schreiben machen, aber, liebe Louise, ich bin
noch gar nicht woll, der apetit ist mir gantz wider vergangen, der
ahtem ist kurtz undt die füß undt b[e]in sehr geschwollen. Drumb
will man mir nicht erlauben, nach 10 uhr nach bett zu gehen. Muß
doch noch sagen, daß ich alle bagattellen, so ich Eüch geschickt,
vor lapereyen halte gegen die schönne cartte, worinen ich schon
viel spatzirt habe; bin schon von Heydelberg biß nach Franckforth,
von Manheim nach Frankenthal, von dar nach Wormbs, von …
ich bin auch in der Neüstatt [gewesen]. Mein gott, wie macht einen
dießes ahn die alten gutten zeitten gedencken, die leyder nur
vorbey sein! Aber Ewere cartte, liebe Louise, wirdt mich all mein
leben [erfreuen]. Aber da rufft man mich, umb schlaffen zu gehen;
ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch von hertzen lieb.