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Brief vom 8. Oktober 1722

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


1368.


[473]

A madame Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckforth.

St Clou den donnerst[a]g, 8 Octobre 1722 (N. 38).
Hertzallerliebe Louise, gestern habe ich Ewer liebes schreiben vom 29 September, no 71, zu recht entpfangen undt vergangen montag habe ich zwey von Eüch entpfangen vom 22 undt 26 September, no 70 undt no 69, sambt den artlichen adler, so sich in ein schreibzeüg verwandlen kan. Daß ist schön undt artlich, liebe Louise, aber ich fürchte, es wirdt Ewern beüttel hart ahnkommen sein, den ein solch rar stück hatt man nicht umbsonst; alle menschen hir haben es admirirt undt curieux gefunden, dancke Eüch gar sehr davor. Ihr habt woll gethan, mir die tassen nicht geschickt zu haben; den die seindt mir sehr ohnnöhtig, den ich nehme weder chocolatte, thé, noch caffé, auch keine liqueurs mein leben nicht undt ich bin gar zu sehr gewitziget worden mitt den remede de précaution, umb daß man mich so baldt wider mitt ertapt. Seyder ich kein jus mehr nehme undt nichts, alß den garus, brauche, bin ich unvergleichlich beßer, alß ich geweßen, ich schlaffe ruhig undt woll, undt ob ich zwar meinen ordinarie apetit noch nicht wieder habe, so eße ich doch mitt wenigem widerwillen. Ich vertrawe viel auff die verenderung der frischen lufft. Were ich nur wider auß Paris! Aber da werde ich 4 tag in hocken müßen, die kutschen zu recht zu machen laßen, damitt unß die avanturen nicht widerfahren, so mir vor wenig wochen hir nach der brücken begegenet[1]. So baldt … Ich kan heütte ohnmoglich auff nichts, alß Ewer letztes liebes schreiben, andwortten vom 29 September, no 71. Ich habe Eüch [474] schon gesagt, liebe Louise, wie es mitt meiner gesundtheit stehet, werde also nichts mehr davon sagen. Aber biß sambstag hoffe ich, Eüch noch adieu zu sagen konnen, aber hernach müst Ihr Eüch gedulten, liebe Louise, biß ich wider werde kommen sein. Ich wünsche, daß Ewer schnupen Eüch so woll bekommen mag, alß man in der Turquey pretendirt, daß der sch[n]upen bekompt. Monsieur Teray ist auch von der opinion. Hir ist es warm wetter, aber nicht schön, wüste neb[e]l. Aber da schlegt es 11 uhr, ich muß mich ahnziehen, eßen undt nach Paris fahren, wo ich erschrecklich werde geplagt werden mitt alles, waß von mir abscheydt nehmen wirdt. Die 4 tag, so ich zu Paris werden herhalten, wirdt mir eine rechte qual sein, werde mich glücklich halten, wen ich auff der reiß sein werden undt auß Paris. Adieu, liebe Louise! Ich ambrassire Eüch von hertzen, undt so lang ich leben werde, will ich Eüch hertzlich lieb behalten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 8. Oktober 1722 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 473–474
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b1368.html
Änderungsstand:
Tintenfass