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A madame Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Franckforth.
Paris den sambstag, 10 October 1722 (N. 39).
Hertzallerliebe Louise, ich habe Ewer liebes schreiben vom
3 vor ein[e]r stundt entpfangen, aber Ihr müst Eüch auff keine exacte
andtwort fest halten; den alle augenblick werde ich interompirt,
habe bißher noch kein augenblick vor mich selber gehabt. Nein,
ich wolte lieber, ich weiß nicht, waß, thun, alß 3 tag noch zubringen
wie die, so ich seyder vergangenen donn[e]rstag hir zugebracht habe.
Ich eße undt schla[fe] hir viel weniger, alß zu St Clou, undt ich
glaube, daß, wen ich nur noch ein augenblick lenger hir bleiben
müste, würde ich todt-kranck werden. Aber, gott lob, ich werde
biß montag morgendts fort, wo es mir möglich sein wirdt. Adieu!
Ich muß nach bett, werde also jetzt nichts mehr sagen, alß daß,
wo mir gott leben undt gesundt[heit] verleydt, werde ich Eüch von
hertzen lieb behalten, liebe Louise!