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A madame Louisse, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.
St Clou den 14 Augusti 1695.
Hertzliebe Louise, gestern habe ich Ewer schreiben vom 23/ s. v.
Julli entpfangen undt sehe mitt freüden darauß, daß Ihr undt Ewere
geschwisterig keinen zweyffel in meiner affection setzt. Seines
vattern kinder lieb zu haben, ist eine schuldigkeit, so nie vor
generositet kan gerechnet werden. Ewere demut ist zu groß, nicht zu
glauben wollen, daß man Eüch umb Ewerer eygenen meritten lieb
könne haben; Ewere eygene conduitte solte es Eüch doch
persuadiren. Ihr schreibt so woll, daß man nicht beßer schreiben kan, so
woll waß den stiel, alß die handt betrifft. Aber ob solches sich
gleich nicht also befünde, würde ich nicht desto weniger gerne
brieffe von Eüch bekommen; den wen man die leütte lieb hatt,
hört man gern, wie es ihnen geht. Gott gebe, daß dieß 11
tragende ähren-halm beteütten möge, waß man in Teütschlandt
davon hofft! Es deücht mir aber, es hatt ein schlegt ahnsehen dazu.
Die Frantzosen bombardiren jetzt Brüssel undt die Engelländer
Dünkercke, daß hatt schlegten ahnstalt zum frieden. Alle, die
verbrent werden, so woll auff ein, alß anderer seytten, jammern mich
von grundt der seelen. Mir ist es angst, daß es noch endtlich auff
eine schlagt außlauffen wirdt, wen Namur einmahl gantz über sein
wirdt. Meinem sohn ist sein quinquina perfect wohl zugeschlagen,
er ist, gott lob, wider gesundt undt starck undt fatiguirt
abscheülich, ist bey dem continuirlichen regen-wetter vom morgendts umb
3 biß in die nacht zu pferdt geseßen undt es hatt ihm gar nichts
geschadt. Ich glaube, man bereit hir daß quinquina beßer, alß in
Teütschlandt; den sie habens hir von dem englischen chevallier
Talbot gelernt, der so viel schöne curen mitt gethan hatt. Herr
Max solte ma tante, die churfürstin, bitten, ihm vor sein tochtergen
von der wurtzel zu schicken, die durch ahnhencken daß fieber
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vertreibt. Daß medtgen muß hübsch sein, weill es die fraw von Brun
gleicht Es ist hir ein weib, so der fraw von Brun auch gleicht,
aber in alt undt heßlich, nehmblich die Maintenon. Ich bin fro,
daß der gutte herr Max wider beßer ist, undt, wünsche sehr, daß
er baldt wider gantz gesundt möge werden. Ich höre gern, wen
Ihr mir sagt, daß es lebendiger zu Franckfort ist; den ich hoffe,
daß es Eüch mehr verenderung gibt. Es ist kein wunder, daß die
churfürstin von Saxsen still ist, sie hatt chagrin genung dazu; ihr
herr ist ein doll hunckel, ich kene ihn woll. Daß ist eine dolle
mode, so die churfürsten introducirt haben, ihre hoffmeisterinen vor
den reichsgraffinen gehen zu machen, da ist keine rime, noch raison
bey; wen daß ahngehente solte, so müsten sie den fürstinen zu
oberhoffmeisterin haben undt gräffliche freüllen zu jungfern, den mitt
adellichen kan es ja nie recht ahngehen; werden also gar wohl thun,
solche wunderliche moden wider abzuschaffen. Ihr habt woll
gethan, nicht hin zu gehen, biß Ihr erfahren, wie die sach ablauffen
wirdt. Ewere jungfer oder freüllen, so Ihr bey Eüch habt, ist sie
unßers Keßlers, so page war, schwester undt wo ist er hinkommen?
Teütschlandt muß greülich seyder meiner abweßenheit geendert sein,
den zu meinen zeitten war alles in jedem standt recht reglirt. Ich
habe so gar ein schlegt gedechtnuß, daß ich mich deß graffen von
Nassaw Weilburg gar nicht erinern kan. Deß graffen von Hohenlo
erinere ich mich beßer; wen es der ist, so ich vor dießem zu
Heydelberg gesehen, so ist es ein langer herr von gutten minen undt
hatt ein wenig ein großen auffgeworffenen mundt. Ich bitte, danckt
ihn sehr von meinetwegen vor sein ahndencken! bin fro, daß er
content von mir ist, obligire gerne die personnen von meritten undt
qualitet. Sein neuveu erwirbt eine große estime hir im landt undt
ist mein gutter freündt. Wen ich sehe, daß die alten bekandten
noch ahn mich gedencken undt meiner noch nicht vergeßen, freüdt
es mich [von] hertzen. Es geht schrecklich hart vor Namur her,
bin fro, daß Carl Moritz sich noch wohl dabey befindt; dieße
belägerung ist eine starcke lection vor ihm, es seindt schon auff
beyden seyten mehr vor Namur geblieben, alß vor Cazal. Hatt herr
Max, der doch gantz natürlich ist, seinem schwager daß
zimpfferrlich-sein nicht abgewöhnen können? Carolline ambrassirt von
meinetwegen! Es were mir leydt, wen mein brieff ahn sie verlohren were
undt wir keinen commerse haben könten. Amelisgen ambrassire
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ich auch von hertzen undt seydt versichert, daß ich Eüch beyde
sehr lieb habe undt behalten werde!