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Brief vom 27. September 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


2035.


[542] [1]

Pour madame Louise, raugraiffin zu Pfaltz, a Oxbridge.

St Clou den 27 September 1696.
Hertzliebe Louisse, gestern abendts bin ich mitt Ewer schreiben vom 18/8 September erfrewet worden; es ist mir aber leydt, darauß zu vernehmen, daß Ihr so sehr mitt zahnschmertzen geplagt seydt; es ist aber doch beßer, daß Eüch die flüße auff die zähn fahlen, alß auff die brust, wie die arme Caroline s. Daß meine [543] brieff Eüch zu einigem trost dinnen, erfrewet mich desto mehr, alß es mir auch eine gewiße versicherung von Ewerer beyder freündtschafft undt affection ist, woran ich zwar nicht zweyffle, den mir Ewer gutt natur[e]l undt gemühte woll bekandt ist; aber weillen ich Eüch undt Amelisse sehr lieb habe, ist mir die versicherung Ewerer freündtschafft allemahl ein vergnügen. Danckt den duc de Schonburg vor seine höffliche antwort, die ich in Ewer paquet gefunden habe! Er jammert mich von hertzen, noch alß so gar betrübt zu sein. Es ist etwaß rares, in dießer zeit einen man zu finden, der über seiner frawen todt betrübt ist, den man sicht wenig gutte ehen in dießer zeit, habe also woll von hertzen Ewern schwager nicht allein entschuldiget, sondern auch gelobet, so ein gutt gemüht zu haben. Mein credit hir im lande ist kurtz undt auß viellen ursachen, so zu lang zu beschreiben wehren. Allein wen es zeit sein wirdt, vor dem duc de Schonburg undt seine kinder zu sprechen, so kan er mir nur ein memoire schicken von waß zu begehren ist, werde mich von hertzen dazu employren undt mein bestes dabey thun. Die gutte Caroline s. hatt mir offt von einem ihren söhnger gesprochen, welchen sie so gar hertzlich lieb hatte; es muß eben dießer älste sein, von welchem Ihr mir sprecht. Man sagt jetzt hir, daß konig Wilhelms heüraht mitt der churprintzeßin von Brandenburg gantz gebrochen sein solle. Es muß in Engellandt gantz die mode sein, lang über seiner gemahlin todt betrübt zu sein, weillen könig Wilhelm noch so ist. Es ist desto loblicher ahn dießem herrn, daß wenig könige sein, so sich piquiren, ein gutt gemühte zu haben. Heütte über 8 tagen werden wir nach Fontainebleau, alwo wir einen monat oder woch 5 bleiben werden. Die printzes von Savoye, so übers jahr duchesse de Bourgogne soll werden, wirdt dort entpfangen werden. Sonsten weiß ich Eüch vor dießmahl nichts zu sagen, ambrassire Eüch undt Amelisse von hertzen undt werde Eüch allezeit von hertzen lieb behalten.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 27. September 1696 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 542–543
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b2035.html
Änderungsstand:
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