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Versaille den 12 December 1698.
Hertzliebe Louisse, ich habe Eüch seyder meiner dochter
beylager nicht geschrieben undt doch 3 liebe schreiben von Eüch
entpfangen vom 27 September/7 October, 15/25 October undt 15/25
November, aber, liebe Louisse, es ist mir unmöglich geweßen; den in
aller zeit von meiner tochter abreiß habe ich nichts gethan, alß
weinen, undt muß gestehen, das mir dießes scheyden härter
ahnkommen, alß ich selber gemeint hette. Wie ich hernach wider
nach Fontainebleau bin kommen, habe ich schir alle tag gejagt,
umb zu suchen, mir die trawerigkeit auß dem kopff zu bringen.
Hernach, wie wir wider nach Paris sein, habe ich einen so
abscheülichen husten undt schnupen bekommen, alß ich jemahlen gehabt,
habe derowegen nicht schreiben können: Wie wir wider hieher
sein, habe ich alle brieffe wider einhollen müßen, so ich verseümbt
hatte, undt weillen ich wegen meines hustens nicht woll viel brieff
auff einmahl schreiben konte, so habe ich mühe gehabt, zeit
genung zu finden, Eüch, liebe Louisse, zu antwortten. Zum exempel,
alle sontag undt donnerstag schreibe ich ahn ma tante, die fraw
churfürstin zu Braunsweig, alle montag ahn mein tochter undt ahn
die hertzogin von Savoye, alle mitwog ahn die hertzogin von
Hannover undt wider ahn mein dochter undt alle sambstag schreibt man
wider nach Lotheringen, nehm[e] ordinari dießen tag auch,
umb ahn ihren herrn zu schreiben; also segt Ihr woll, liebe
Louisse, das mir wenig zeit überig blieben ist. Zwey mahl habe
ich nach St Germain gemüst, den könig undt die konigin von
Engellandt zu besuchen; wir haben auch vor 8 tagen eine reiße nach
Meudon gethan, alwo man vom mitwog biß sambstag blieben ist,
sonsten hette ich Eüch all vor 8 tagen geschrieben, aber dort war
zu viel gethuns, umb zu schreiben; hinfüre aber verspreche ich
fleißiger zu sein undt wider ordentlich auff Ewere liebe schreiben
zu antwortten. Mein brieff würde gar zu abscheülich lang wehren,
wen ich auff alle Ewere liebe brieffe antwortten solte, will also
nur sagen, daß sie mir alle gar ahngenehm geweßen undt nur auff
den letzten andtwortten, so vom 15/25 November ist undt welchen
ich vor 3 tagen entpfangen. Der hertzog von Saxsen Weimar, hatt
er nicht eine vom hauß de la Trimouille zur fraw mutter gehabt?
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Nun hatt der sohn eine von beßern hauß. Ich bin gewiß, daß es
Eüch gefrewet hatt, dieße hertzogin zu sehen, den es ist allezeit
eine rechte freüde, wen man sicht, daß alte gutte freünde nicht vor
unß endern undt gutt bleiben undt man sie wider findt, wie man
sie gelaßen hatt. Ich apropire recht, daß Ihr wirdtschafft gespilt
undt zettel gezogen habt, den wer sich lustig machen kan, thut
woll, keine gelegenheit dazu zu verseümen. Wir haben jetzt einen
printzen von Homburg, ich weiß aber nicht, ob es von denen
printzen ist, die bey der wirtschafft wahren, ist vielleicht printz
Philip, von dem Ihr sagt, das er incognito reist. Mein tochter ist
freylich zu Nancy ahnkommen. Sie ist, gott sey danck, gar glücklich,
ihr herr undt sie haben sich von hertzen lieb; gott geb, daß es
allezeit so dawern möge! Der hertzog, mein schwigersohn, solle
gutten verstandt [haben] undt gar ahngenehm sein. Meine dochter hatt
eine rechte passion vor ihren herrn, sie sagt, sie wolte nicht ohne
ihren herrn königin in Franckreich sein, noch keyßerin, mißgönt der
printzes von Hannover ihr glück gantz undt gar nicht, romische königin
zu werden. Diß überauß große vergnügen von meiner tochter hatt
mich gantz ihrer abweßenheit getröst, aber ehe ich gewust, wie es
ablauffen würde, gestehe [ich], daß ich gar unruhig geweßen, nun
aber gar woll zufrieden. Da köntet Ihr woll nicht ahn zweyffeln,
liebe Louisse, das ich Eüch durch abé de Thesseut würde grüßen
laßen. Monsieur Obrecht, der perfect Teütsch undt Frantzösch kan,
wirdt, wie ich glaube, Eüch woll den gefallen thun, auff Frantzösch
auffzusetzen, waß Ewere leütte in Teütsch nur sagen können. Nach
allen ahnsehen nach werden die zwey, alß nehmblich herr Obrecht
undt abe de Thesseut, woll nicht so baldt wider herkommen, den
der churfürst schiebt alles sehr auff die lange banck. Abé de
Thesseut wirdt Eüch sagen können, liebe Louisse, daß ich hir undt bey
seiner abreiß starck vor Eüch kinder solicitirt habe. Lege die sach
allein bey mir, würdet Ihr nicht viel papiren brauchen, den ich
würde mir eine freüde machen, Eüch alle zu persuadiren, daß ich
Eüch so lieb habe, wie ichs schon so offt versichert, undt nicht
endern werde.