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Brief vom 3. Februar 1719

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Graf Christoph Martin von Degenfeld


2055.


[568] [1]
Paris den 3ten Februar 1719.
Herr graff von Degenfelt, ich bin recht beschembt, daß ich Ihn nicht eher gedanckt habe vor daß vertrawen, so Er mir erwießen, mich zu gevatter zu bitten zu sein gebohrn döchtergen. Unßer raugraffin hatt groß unrecht, drüber zu zürnen, undt es ist eine [569] bloße fantesie, den Er ja gutte ursachen genung dazu hatt; den erstlich so hett Ihr es alß meines alten gutten freündts s., herr Max, sohn thun können, will geschweygen dan Caroline enckel, welches mir ja nahe genung dazu ist; zu dem so bin ich auch allezeit gutte freündin von gantzen chonburgischen hauß geweßen, deß marchal duc de Chonburg undt seinen 2 söhnen, den jetzige duc, so graff Mainart war, undt graff Carl; die seindt alle meine gutte freünde geweßen. Also, wie man es auch wenden undt threhen mag, so ist keine ursach, so es hindern solte, alß mein hohes alter; den ehe diße junge gräffin wirdt wißen können, wer ihre pattin ist, werde ich lengst zu St Denis sein. Daß ich aber nicht eher gedanckt habe, seindt lautter schlime ursachen dran schuldt; ich bin 3 wochen kranck ahn einem abscheülichen husten geweßen, so mich weder nacht, noch tag ruhe gelaßen, daß ich ahn niemandts habe schreiben können, alß ahn die printzes von Wallis, mein dochter undt unßere raugraffin, Seine tante. Ich habe mir auch nicht einbilden können, daß man die tauff aufschieben würden, umb zu sehen, ob ich die gevatterschafft ahnnehmen würde, indem hiran nicht zu zweyfflen war auß allen obgedachten ursachen. Ich wünsche den herrn graffen alles vergnügen zu dießem kindt undt daß daß erste, so drauff folgt, ein sohn sein mag. Bitte, dem duc de Schonburg mein compliment zu machen, meine fraw gevatterin zu ambrassiren mitt mein göttgen, auch die mylady Holdernessen sehr zu dancken, mein platz vertretten zu haben; war ichs nicht da, so wars doch von meinen bludt, weillen es Caroline dochter ist. Es würde mir eine rechte freüde sein, wen ich Ihn einmahl sehen solte undt mündtlich versichern, daß ich bin undt bleibe deß
Herrn graffen von Degenfelt
wahre freündin
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. Februar 1719 von Elisabeth Charlotte an Christoph Martin v. Degenfeld
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 6 (1881), S. 568–569
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d06b2055.html
Änderungsstand:
Tintenfass