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Brief vom 1. August 1683

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


44.


[057]
St. Clou den 1. Augusti 1683.
Ich bin versichert, daß E. L. verwundert werden sein, die abscheülige zeittung zu vernehmen von I. M. unßerer Königin so schleünigen undt geschwinden todt[1]. Ich gestehe, daß mir dießes recht zu hertzen gangen, denn die gutte Königin hatt mir in allen mein chagrin die gröste freündtschafft von der welt erwießen, drumb können E. L. woll leicht erachten, wie schmertzlich es mir muß geweßen sein, sie in vier tagen zeit, daß sie kranck geweßen, vor meinen augen so den geist auffgeben zu sehen. Montags nachts bekam sie das fieber undt vergangenen Freitag umb 3 uhr nachmittags ist sie verschieden undt das durch ignorentz der docktoren, welche sie umbs leben gebracht alß wenn sie ihr einen degen ins hertz gestoßen hetten. Sie hatte ein geschwer unter dem lincken arm, welches sie ihr durch viellen aderlassen wider ins leib getrieben haben, undt zuletzt haben sie ihr vergangenen Freitag esmetique geben, welches das geschwer hatt innerlich auffbersten machen; ist also gar geschwindt undt sanfft gestorben. Ich bin so touchirt von dießem spectacle, daß ich mich nicht davon erhollen kan. Der König ist erschrecklich betrübet, kan nicht hir dauern, wirdt also morgen nach Fontainebleau undt wir andern auch. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 1. August 1683 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 57
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0044.html
Änderungsstand:
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