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Brief vom 3. September 1684

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


49.


[063]
Versaille den 3. September 1684.
… Wenn meines bruders[1] gemahlin[2] so wenig nach dem beyschlaffen fragt, alß ich, sein I. L. nicht viel zu beklagen, solte sie aber eines andern humors sein, so were es eine erbärmliche sache[3]. Man sagt, daß der graff von Castel seine sache braff bey meinem bruder außricht undt sich sehr reich macht, hergegen aber daß das landt täglich ärmer wirdt[4]. Es were zu hoffen, daß, wenn mein bruder kinder undt erben hette, daß er alßdan mehr achtung auff alles haben würde, aber so lang der herr Langhanß[5] undt Docktor Winckler[6] solche poßen im kopff hengen, daß es ihm ungesundt ist, bey seiner gemahlin zu liegen, ist woll keine hoffnung, erben zu sehen. …
Wir haben eine große feste zu Marly haben sollen, in welcher der König ahn alle damens hatt presenten geben wollen. Solches aber ist zu baldt ruchbar worden undt alle damens von qualitet haben darbey sein wollen, deßwegen ist gegen der zeit, daß wir nach Marly gesolt, eine solche erschreckliche menge von damens herkommen, daß man sich nicht hatt wenden noch trehen können, undt viele seindt zu den kauffleütten [gegangen], wo man die stoffen genohmen, umb zu erfahren, wie viel man deren genohmen undt wie thewer sie sein. Alß der König solches erfahren, hatt es ihm verdroßen undt hatt gesagt, daß man sich einbilden würde, daß sein present von solcher magnificence were, daß es nicht zu beschreiben, undt daß alles, was er geben würde, nichts dabey scheinen würde; also die parthey gebrochen worden, undt was von edelgesteinen war, hatt der König zu sich genohmen, die brocards aber undt bandt wie mich esvantails hatt er unß spillen machen. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. September 1684 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 63
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0049.html
Änderungsstand:
Tintenfass