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St. Clou den 1. October 1687.
… Ich kan E. L. doch dießes nicht verschweygen, daß der hoff jetzt
so langweillig wirdt, daß man schir nicht mehr dabey dawern kan, denn der
König bildt sich ein, er seye gottsfürchtig, wenn er macht, daß man nur braff
langeweille hatt undt gequälert ist; seines sohns gemahlin
[1] macht er durch
die alte weiber, so umb sie sein, so quelern, daß es unaußsprechlich ist, alß
zum exempel: ihre kinder seindt kranck, derowegen were die gutte fürstin
gerne noch etlich tag lenger hir geblieben, umb bey ihnen zu sein, hirüber
filtzt man sie auß undt sagt, sie wolle hir bleiben, umb nicht bey dem König
zu sein; sagt sie dan, daß sie mitt will, so machen die weiber das geschrey
gehen, sie frage nichts nach ihre kinder undt hette sie nicht lieb; suma sumarum:
alles was man thut, ist unrecht. Ich vor mein theil kan nicht glauben, daß
unßerm Herrgott mitt alter weiber lieb undt gritlich sein kan gedinet sein,
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undt wenn das der weg zum himmel ist, werde ich mühe finden, hinein zu
kommen. Es ist eine ellende sach, wenn man sein eygene raison nicht folgen
undt sich auff alles nur nach interessirte pfaffen undt alte courtisanen
richten will; das macht den ehrlichen undt auffrichtigen leütten das leben
bitter sawer, aber was hilffts, hiezu ist kein raht. Ja wenn E. L. sehen
solten, wie alles nun zugeht, würden sie von hertzen drüber lachen; die aber
in dießer tiranie stecken, wie die arme dauphine undt ich, denen kompt die
sach woll ridiculle, aber doch woll nicht so gar lächerlich vor. In dießem
augenblick rufft man mir. …