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Brief vom 24. Juli 1689

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


90.


[110]
Versaille den 24. Julli 1689.
… Heütte sagt man hir, daß der hertzog[1] von Lottringen Mentz belagert[2]. Gott bewahre den elsten printzen[3]. E. L. thun gar woll, sich unterdeßen zu divertiren; sie machens alß wie im prologue von Thesée[4] stehet: au milieu de la guerre goustons les douceurs de la paix. Daß E. L. sagen, daß die jungfern nun alle freüllen sein wollen, das erinnert mich ahn I. G. den Churfürsten[5] seeligen, welcher, wie er sahe, daß die Neüburgische jungfern sich alle freüllen nenen ließen, sagte er: sie wollen niemandt nicht betrigen; wenn man sie jungfern hieße, mögten sie es vielleicht nicht sein. Die rechte arme freüllen, nehmblich die raugräffische, dauern mich [111] woll von hertzen, allein ich weiß keinen raht vor die arme kinder. Daß E. L. undt oncle sagen, daß ich ihnen ein affront thue, wenn ich sage, daß ich alt bin, so würde ich mich vielleicht nicht so alt düncken, wenn ich mich auch divertiren dörffte, aber die langeweile undt der continuirliche zwang machen einen elter in einem jahr, alß man sonsten in 10 wirdt, wenn man in freyheit lebt undt sich lustig macht. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 24. Juli 1689 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 110–111
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0090.html
Änderungsstand:
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