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Brief vom 14. September 1692

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


145.


[163]
St. Clou den 14. Sept. 1692.
Gestern abendts habe ich E. L. gnädiges schreiben vom 5. Sept. entpfangen; kam eben von der hirschjagt, alwo wir mitt dem gutten König Jacob gejagt haben. Ich glaube, daß seine miltz das rennen ebenso sehr von nöhten hatt, alß meine; ich wünsche, daß E. L. spatziren zu fuß Deroselben so woll bekommen möge alß mir mein jagen. E. L. sehen woll durch waß mons. Colt E. L. geschrieben, daß ich gleich recht errahten habe, wer ahn der heßlichen undt abscheülichen conspiration schuldt hatt. Den proces habe ich gelesen von Grandval, aber ich bleibe noch auff meiner meinung, daß es ohne des Königs wißen undt willen ist vorgenohmen worden. König Jacob kene ich nicht genung, umb vor I. M. so fest zu antwortten, denn unter unß geredt so bringt die einfalt undt das gantzliche vertrawen, so man zu bößen leütten hatt, offt in so böße händel, alß wenn man selber boßhafft were, undt er hatt ein solch vertrawen zu alten münchen, daß, wenn sie zu I. M. sagen solten, daß schwartz weiß ist, würde er es fest glauben. … Ich weiß nicht, was König Wilhelm von unßerm König helt, allein ich glaube nicht, daß es möglich sein kan, daß I. M. den König Wilhelm nicht estimiren undt ihn (wo nicht vor einen großen König) jedoch vor einen großen fürsten von verstandt undt meritten halten…
Ich dachte nicht, daß die difficulteten wegen der Chur[1] von hir her kämen, ich meinte, es käme von teütschen fürsten her; ich habe aber woll gedacht, daß E. L. nicht viel darnach fragen…
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. September 1692 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 163
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0145.html
Änderungsstand:
Tintenfass