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Brief vom 23. September 1692

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


147.


[164]
St. Clou den 23. Sept. 1692.
… Es wundert, daß printz Friderich von Saxsen[1] so wunderlich undt bauerisch geworden; wie Haxthausen[2] noch bey ihm war, war er nicht so; er hatt mir aber bekent, daß seines printzen humor ihm groß mühe kostete undt daß er ihn alß müste von die pagen undt laquayen abhalten, daß er gerne bey ihnen were. Man sicht wenig männer, so sich von ihren weibern corigiren laßen, also glaube ich nicht, daß printz Frideriches zukünfftige gemahlin[3] I. L. corigiren wirdt… Wenn mad. Brinon[4] sehen solte, wie ihre hertzliebe Maintenon hir mitt unß allen umbgeht, würde sie woll sehen, daß die devotion bey ihr mehr eine heüchelley, alß gottesforcht ist; ma tante von Maubisson habe ich dieße schone gottesforcht explicirt [165] undt gesagt, sie solte mad. Brinon fragen, ob das der weg zum himmel seye. Ich will woll mein kopff verwetten, daß was Grandval[5] von dießem alten weib gesagt, wahr ist. Es wundert mich, daß die böße leütte, so den König Wilhelm auffs neüe haben ermorden wollen, kein exempel ahn Grandvals suplice genohmen haben. Dießer König muß mehr hertz alß ein ander mensch haben, daß ihm vor allen den conspirationen nicht bang wirdt, ist woll genereux in allem undt derowegen estimable. Ich will hoffen, daß auch böße leütte die conspiration in König Jacobs nahmen gethan haben, denn er scheindt ja gar ein gutter frommer herr zu sein. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 23. September 1692 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 164–165
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0147.html
Änderungsstand:
Tintenfass