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Brief vom 11. Oktober 1692

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


149.


[165]
Fontainebleau den 11. October 1692.
… Wenn E. L. alles sehen undt wißen solten, wie es hir zu landt zugeht, würden sie offt occassionen haben, sich zu verwundern, denn es geht in allem doll genung her. … Wie man hir im landt gegen die reformirten undt lutherischen ist, ist nicht zu begreiffen, eben alß wenn sie keine christen weren. Zu Henry IV zeitten war es kein wunder, daß man nicht so verbicht auff die religion war undt woll reformirte ahn dero princessin gab, denn er war es ja geweßen. Ich würde mir auch gar kein scrupel drüber [166] machen; ich glaube auch, daß die Königin in Denemarck[1] scrupuleuser ist, alß ich, also weder hir noch dort wirdt man ahn dießen printzen nicht gedencken. Ich wolte, daß mein dochter[2] den duc de Bourgogne[3] bekommen könte, lieber alß mons. le dauphin; mein dochter ist nur 6 jahr älter alß mons. le duc de Bourgogne, vor den ich auch wenig heürahten sonst sehe. Ich weiß nicht, wer das geschrey zu Paris außgebreitt hatt, daß mons. le dauphin mein dochter heüraht, denn es ist leyder nicht wahr; es seindt boßhafftige leütte, die solches ausgebreitt haben, umb den König das contrarie sagen zu machen, undt das mag noch auch woll von der alten zot kommen, die nichts mehr scheüt, alß dießen heüraht undt alles darwider thut. Weillen oncle[4] so sehr wünscht, Churfürst zu sein, erfrewe ich mich, daß I. L. so gutte hoffnung dazu haben. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 11. Oktober 1692 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 165–166
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0149.html
Änderungsstand:
Tintenfass