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Brief vom 1. Februar 1693

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


159.


[176]
Versaille den 1. Februari 1693.
… Es muß das frantzösche geblüdt sein, welches der hertzogin von Zelle[1] den rhumatisme gibt, denn viel leütte seindt hir damitt geplagt. Man sacht, es seye keine schmertzige kranckheit, nimbt mich also kein wunder, daß solches sie kreischen macht. Man sagt, patte[2] seye noch immer verliebt von ihr, wundert mich also, daß I. L. sie in dem standt quittiren. Ich bin fro, daß E. L. alles widergefunden haben was gestollen worden; die eltern vom dieb jammern mich recht. Zu Paris stilt man nun mehr alß nie, undt haben allerhandt maniren dazu: sie sahen eine kutzsche, worinnen 2 damen saßen, so poinçons[3] von demanten in der commode[4] hatten, da rieffen sie: mes dames, arrestés, arrestés, la fleche de vostre carosse est rompue, vous allés verser. Der kutzscher hilt still undt wolte darnach sehen, die damens auch undt kuckten auß dem schlag: da kamen die filous undt rißen ihnen die comode mitt den demanten vom kopff undt lieffen damitt davon. Die gutte verwitibte hertzogin von Hanover[5] hatt einen schönen poinçon vorgestern verlohren, ich förchte, sie wirdt es so baldt nicht wider finden. Biß Sambstag wirdt man hir bey hoff die trawer vor die Churfürstin von Bayern[6] nehmen, denn der Churfürst[7] hatt part davon geben. Die große mode itzunder in Paris ist, daß alle damens sich voll undt doll sauffen[8], wie mansleütte, undt allerhandt wüstereyen undt desordre ahnstellen; es seindt deren ein halb dutzendt auff wenigst, die ein solch leben führen, daß es eine schandt ist, undt seindt von der grösten qualitet. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 1. Februar 1693 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 176
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0159.html
Änderungsstand:
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