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Brief vom 8. Februar 1693

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


160.


[176]
Versaille den 8. Februari 1693.
… Der königliche printz von Denemarck[1] gleicht seiner frau mutter[2] wie zwey tropffen waßer, außer daß er die augen was größer hatt. Er wirdt nun baldt wider weg; er hatt ein Allefelt[3] zum hoffmeister, der kompt mir gar fein undt raisonnabel vor. Harling muß vielleicht auch von mr. Ilten[4] sein glück im spiel gehört haben; es hatt ihm aber nicht so woll geglückt, hatt also dieße lust laßen müßen. Die bawern von mons. Ilten müßen [177] groß mittleyden mitt dem König in Franckreich gehabt haben, alß sie gemeint, daß ihr juncker ihn ruinirt hatt. Den König wirdt es auff alle weiß schwer sein im spiel zu ruiniren, wenn aber Monsieur fortfährt, wie I. L. dieß jahr ahngefangen haben, wirdt woll waß drauß werden, denn seyder den neüjahrstag verliehrt Monsieur 4,300 pistollen bar gelt. Es were gutt, wenn mons. Ilten lehren wollte, wie man im spiellen gewinnen kan. Von president Billo[5] undt seine gantze famillie erinere ich mich noch woll, aber mons. Groot[6] kan ich mich nicht recht mehr erinern. Es ist kein wunder, daß der Churfürst von Saxsen[7] doll geworden nach dem fall, so er gethan; ich glaube, er wirdt endtlich gar närisch werden, denn nichts ist ungesunders nach einem solchen fall, alß das leben, so dießer Churfürst mitt sein metres[8] führt, denn man sagt, daß man ein gantz jahr sein muß ohne dergleichen zu thun. Es ist woll schadt, daß sein gemühte so verendert ist, weill es gutt undt genereus war. Hirauff kan man woll das alte teütsche sprichwort cittiren: von huren kompt nichts guts[9]… Wir haben hir eine junge undt gar artige comediantin, so la Raisin[10] heißt, so über die maßen woll spielt, sie hatt aber die stimme nicht so ahngenehm wie die Chamelay. Solte hertzog Maxmillian sehen, wie die ertzbischöffe undt bischöffe die chasteté hir halten, würden I. L. sehen, daß die kunst gar nicht schwer ist. Ich werde nach Paris schicken, umb pomade divine hollen zu laßen undt mitt erster gelegenheit ein par potger[11] schicken; wenn pattes gemahlin sich woll dabey befindt, kan man mehr schicken…
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 8. Februar 1693 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 176–177
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0160.html
Änderungsstand:
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