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Paris den 5. Mertz 1693.
… Der krieg, so die wolffenbüttelsche herren
[1] ahnfangen wollen,
kompt mir eben vor alß wenn man in die höhe speit undt daß es einem
wider auff die naß felt, denn ich glaube, daß es ihnen selbsten ahm üblesten
bekommen wirdt, ob es zwar oncle incomodiren könte. Ich, die mein leben
kein ambition gehabt habe undt nie nichts mehrers alß ruhe begehrt, kan
nicht begreiffen, wie man sich nicht bey seinem standt behalten kan, wenn
selbiger gutt ist. Das erweist woll, daß niemandes in dießer welt glücklich
sein kan undt wenn man es ist, hatt man keine ruhe, biß es auffhört. Noch
ein sach, die ich nicht begreiffen kan, ist, daß man sich bekümmert, was man
von uns in die historien setzen mag. Hette ich ein leben, wie ich es wünschte,
wolte ich mich wenig bekümmern, was man von mir schreiben mögte, denn
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bey unßer lebenzeitten ist es woll gewiß, daß man unß flatirt, undt nach
dem todt kan man doch nichts endern, wenn man was böß will sagen;
zudem so kan alßdan einem weder was man übels sagt, schaden, noch das gutte
nutzen, finde also, daß es eine große eytelkeit ist, sich drumb zu plagen. Ich
bin fro, daß ich mich in E. L. meinung finde wegen das verhencknuß. Ich
kan nicht begreiffen, wie man hiran zweifflen kan, wenn man etlich jahr
gelebt hatt undt die welt kenen lernt. Hette I. G. unßer papa seelig die leütte
hir gekent, wie ich, hette er woll nicht zweifflen können, daß, wenn sie herr
undt meister von der Pfaltz sein würden, sie damitt umbgehen würden, wie sie
es gethan haben, denn unbarmhertzigere leütte seindt woll nicht in der welt. …