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Brief vom 26. März 1693

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


164.


[180]
Paris den 26. Mertz 1693.
… Ich hoffe noch alß daß oncle sich mitt dem hauß Wolffenbüttel vergleichen wirdt undt daß es zu keinem krieg nicht kommen mag[1], insonderheit weillen der König in Schweden[2] nicht gegen E. L. ist. Ich bin fro, zu sehen, daß E. L. gantz von meiner opinion sein wegen der ambition, denn weillen solche so gemeine ist, förchtete ich, daß es eine thorheit ahn mir were, gar keine zu haben; nun ich aber sehe, daß E. L. auch so sein (die doch mehr verstandt haben alß jemandes in der welt), so sehe ich woll, daß ich kein unrecht habe undt stercke mich also sehr in meiner opinion. Wir haben dießen winter über etliche italliensche commedien zu Versaille gehabt, aber wenig gutte, undt haben E. L. woll recht zu sagen, daß sie etlich mahl gar albern sein. Der gutte mons. Schauvet[3] muß doch nun gar alt sein, denn ich habe ihn schon vor 27 jahren alt gesehen, also kein wunder, daß er kräncklich ist; kan nicht begreiffen, wie er sich resolviren kan, wider (in dem standt wo er ist) in neüe dinste sich zu begeben. Ich bin recht fro, daß unßer gutter graff von Sintzendorff dem todt endtlauffen ist. Mich deücht, der itzige Churfürst von Saxsen[4] fengt es starck ahn mitt der magnificence, allein man muß sehen, ob es wirdt wehren können. Mad. de Montespan hatte alle monat 1000 pistollen allein vor ihr menus plaisir; ich zweyffel sehr, daß dießer Churfürst dießes ahn sein metres[5] wirdt geben können. Daß er sie zur gräffin[6] hatt mitt ihren kindern machen laßen, das ist all raisonable, aber man hatt hir gesagt, daß er die gemahlin[7] reputire undt die metres heürahte undt zur Churfürstin macht; das were zu grob; ich glaube es aber nicht, weillen E. L. sagen, daß die Churfürstin wohl gehalten wirdt. Ich glaube woll, daß der Churfürst verstandt hatt, denn wie er hir war, remarquirte er alles sehr woll, undt er wirdt den verstandt noch lenger [181] behalten, wenn er sich nicht auff das sauffen wirdt begeben. Hertzog Fridrich[8] aber, wenn er fortfährt wie er ahngefangen, wirdt greülich brutal werden, undt ich fürchte, daß unßer gutter Haxthausen keine ehre ahn seiner aufferzucht haben wirdt …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 26. März 1693 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 180–181
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0164.html
Änderungsstand:
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