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Brief vom 5. April 1693

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


166.[1]


[182]
Paris den 5. Aprill 1693.
… Wo viel aberglauben ist, da ist wenig raison, kan also E. L. nicht sagen, warumb man jetzt hir so scrupulos ist. Ein gutter humor undt verstandt ahn einen mann ist nöthiger, umb glücklich zu sein, alß ein schön gesicht; drumb seindt die Keyßerinen glücklich undt viel andere weiber, so hübsche männer haben, unglücklich. Ich glaube, daß A. Haxthausen E. L. woll wirdt verzehlt haben, wie es ihm bey seiner ersten audientz vom Keyßer gangen ist, nicht viel beßer alß dem nonce. Ich zweiffel aber, daß er so woll herauß kommen ist, alß dießer, denn die Ittalliener haben mehr civilitet, alß unßere gutte ehrliche Teütschen. Es wundert mich nicht, daß der dänische hoff nicht lustig ist, wenn man nichts dort thut alß predigen undt betten. Das ist gutt vor jener welt, in dießer aber gibt es greüliche lange weill, undt man verspürts jetzt genung hir. E. L. kenen die Frantzoßen woll recht, daß Sie sagen, daß sie ahm besten deügen, wo man ihnen am wenigsten weiß macht, undt thut oncle[2] woll, deroselben wenig bey hoff zu haben. … Wenn es friedt solte werden, würde ich gar nicht oponiren, daß mein sohn ein tour in Teutschlandt thete, E. L. undt die Churfürstin von Brandenburg auffzuwarten. Ich fürchte aber, wir werden den frieden noch so baldt nicht bekommen; daß hinter dem berg noch leütte sein[3], lernt mein sohn schon im krieg… Es ist mir leydt, daß oncle noch wehe ahm aug hatt, fürchte, daß I. L. reiß nach Zelle nicht woll dazu thun wirdt. Ich bin woll versichert, daß, wenn oncle böß humor ist, daß es von bößen leütten her muß kommen undt falschem raport, denn oncle ist der beste herr von der welt. Ich habe [183] eine rechte freüde, daß oncle sich mitt E. L. divertirt hatt in dem gänßenspiel, denn das weist, daß I. L. doch noch gerne bey E. L. sein. Wie ich sehe, so ist die mortalitet sowoll in Teütschlandt alß zu Paris, undt man sagt, daß seyder Ostern 20 taußendt Personen sollen in dießer stadt gestorben sein. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 5. April 1693 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 182–183
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0166.html
Änderungsstand:
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