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Paris den 5. Aprill 1693.
… Wo viel aberglauben ist, da ist wenig raison, kan also E. L.
nicht sagen, warumb man jetzt hir so scrupulos ist. Ein gutter humor undt
verstandt ahn einen mann ist nöthiger, umb glücklich zu sein, alß ein schön
gesicht; drumb seindt die Keyßerinen glücklich undt viel andere weiber, so
hübsche männer haben, unglücklich. Ich glaube, daß A. Haxthausen E. L.
woll wirdt verzehlt haben, wie es ihm bey seiner ersten audientz vom Keyßer
gangen ist, nicht viel beßer alß dem nonce. Ich zweiffel aber, daß er so
woll herauß kommen ist, alß dießer, denn die Ittalliener haben mehr civilitet,
alß unßere gutte ehrliche Teütschen. Es wundert mich nicht, daß der dänische
hoff nicht lustig ist, wenn man nichts dort thut alß predigen undt betten.
Das ist gutt vor jener welt, in dießer aber gibt es greüliche lange weill,
undt man verspürts jetzt genung hir. E. L. kenen die Frantzoßen woll recht,
daß Sie sagen, daß sie ahm besten deügen, wo man ihnen am wenigsten weiß
macht, undt thut oncle
[2] woll, deroselben wenig bey hoff zu haben. … Wenn
es friedt solte werden, würde ich gar nicht oponiren, daß mein sohn ein tour
in Teutschlandt thete, E. L. undt die Churfürstin von Brandenburg
auffzuwarten. Ich fürchte aber, wir werden den frieden noch so baldt nicht
bekommen; daß hinter dem berg noch leütte sein
[3], lernt mein sohn schon im
krieg… Es ist mir leydt, daß oncle noch wehe ahm aug hatt, fürchte, daß
I. L. reiß nach Zelle nicht woll dazu thun wirdt. Ich bin woll versichert,
daß, wenn oncle böß humor ist, daß es von bößen leütten her muß kommen
undt falschem raport, denn oncle ist der beste herr von der welt. Ich habe
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eine rechte freüde, daß oncle sich mitt E. L. divertirt hatt in dem
gänßenspiel, denn das weist, daß I. L. doch noch gerne bey E. L. sein. Wie ich
sehe, so ist die mortalitet sowoll in Teütschlandt alß zu Paris, undt man
sagt, daß seyder Ostern 20 taußendt Personen sollen in dießer stadt
gestorben sein. …