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Brief vom 28. April 1693

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


169.


[184]
Versaille den 28. Juni 1693.
… Was den König in Flandern geführet, weiß ich nicht, was ihn hergeführt, noch weniger; daß er aber wider hir ist, das weiß ich gar gewiß. Er ist viel freündtlicher, alß er vor seiner abreiß war undt redt jetzt offt mitt mir; wo mir aber dieße gnade herkompt, ist mir auch gantz unbewust undt kan ich sagen wie sanct Paullus: ich weiß es nicht, Gott weiß es[1]. Ich glaube, man hatt E. L. übel informirt, alß man gesagt, daß die damens schir weren enlevirt worden von Königs Wilhelms guarde, denn sie seindt entweder bey unßerm König geweßen, oder zu Namur, haben also dieße gefahr gar nicht außgestanden; wenn sie aber hetten können ertapt werden, hette ich von hertzen drüber gelacht, ob zwar meines sohns gemahlin dabey. Sie hetten viel kälber mitt den küen bekommen, denn mad. Chartre[2], mad. la duchesse[3] undt des printzen de Conti gemahlin[4] seindt alle schwanger von der reiße widerkommen; der König kan also nicht sagen, daß es eine unfruchtbare reiße geweßen seye. Von den mauleßellen, so gefangen sein sollen ahnstatt der damens, habe ich auch nichts gehört; die, so sie aber bekommen, hetten sagen können alß wie mons. de Monbasson[5], so seinen vatter auß einem waßer fischen wolte, worinen er mitt einem mauleßel gefahlen war undt den mauleßel erst beym maul ergrieff undt rieff: je le tiens, wie er aber das gebiß sahe, sagte er: non ce n’est pas mon pere, cela a des bossettes; so konten die guarden auch sagen: non ce ne sont pas les dames, cela a des bossettes. Monsieur felt die zeit bludtslang zu Vitre; wie Monsieur in seiner jugendt geweßen, so seindt I. L. noch, undt dießen winter hatt er noch vor 200,000 gülden chargen gekaufft au regiment des guardes, umb junge bürscher zu recompensiren, so ihn nicht in allen ehren divertirt haben; undt hirauff wirdt nichts gespart, welches das verdrießlichste ist, denn sonsten würde ich woll gar nichts darnach fragen undt von hertzen zu denen bürschen sagen; friß du die erbsen, ich mag sie nicht. … [185]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. April 1693 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 184–185
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0169.html
Änderungsstand:
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