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Brief vom 13. Oktober 1693

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


172.[1]


[187]
Fontainebleau den 13. October 1693.
Weillen wir morgen mitt dem König den hirsch jagen werden, alß muß ich heütte meine schuldigkeit mitt schreiben bey E. L. ablegen. E. L. haben woll groß recht zu sagen, daß die jagt beßer vor meine gesundtheit, alß vor mein tain[2] sein wirdt, aber E. L. müßen gedencken, daß seyder ich die masquen abgeschafft, ich nie keine andere alß mannshaut gehabt habe, also wirdt diß kein groß unterscheydt geben; zudem so ist es jetzt die mode nicht mehr, daß man so große sorg vor sein fell hatt, denn die, so sich nicht schmincken undt auch kein masquen tragen, haben das fell eben so rot undt rau alß ich; derowegen wirdt man weniger acht auff mich geben. Die 14 tag, so ich nun baldt zu Paris sein werde undt zu welcher zeit ich wenig in die lufft gehen werde, mag wider erfrischen, waß die hießige sonne verbrant hatt. Gestern habe ich ahn Harling[3] geschrieben, wie daß seine tante Gott sey danck wider beßer ist, welches ihm woll hertzlich frewen wirdt, denn der arme jung war in greülichen ängsten vor sie. E. L. haben groß recht zu glauben, daß die junge leütte weniger die kranckheitten außstehen können, alß die alten. In den registern von den banquen sicht man diß perfect, denn es sterben viel mehr unter 50 jahren, alß drüber. E. L. nennen mir Dero feltmarschalck nicht, weiß also nicht, wer es ist. Mein Harling hatt gar keine eyll, der gutten fraw hoffmeisterin erbe zu sein; ich hoffe, sie wirdt leben, biß er capitaine aux guardes sein wirdt …
Die bibel redt so verblumter weiß undt durch viguren, daß man nie recht wißen kan, was wahr oder figurirt ist. Jedoch wenn ich unßers Königs beichtvatter[4] mitt den langen ohren[5] höre reden, so kompt es mir nicht so ohnmöglich vor, daß des Baalims[6] eßellin geredt hatt. Die fücksschwäntz[7] zu glauben, da müste man erst wißen, ob viel fückse in dem landt sein, denn wenn das were, könte man deren viel erziehen undt hernach mitt machen, was man will. Unßere gutte hertzogin von Hannover ist heütte von Paris auffgebrochen; I. L. haben mir noch vor Dero abreiß geschrieben undt versprochen, E. L. viel ahn mich zu erinern…
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. Oktober 1693 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 187
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0172.html
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