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Brief vom 6. Januar 1695

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


191.


[203]
Paris den 6. Januari 1695.
… Ich wünsche, daß der gutte Amadis de Gaulle undt seine söhne undt enckel oncle woll divertiren mögen in E. L. reiß: weill das erste buch auß ist, müßen E. L. auff der reiße Esplandians avanture geleßen haben undt in der rückreiße des Amadis de Grece oder chev. de l’ardante espée seine reye sein[1] … E. L. thun recht woll, sich braff zu divertiren, das erhelt die gesundtheit …
Die weiber sagen hir mehr wüstereyen alß die männer … Es niembt mir gar nicht wunder, daß I. L. die Churfürstin von Brandenbourg eine so unaußsprechliche freüde gehabt hatt, E. L. undt oncle zu sehen. Man müste ein steinern hertz haben, solche freüde nicht zu entpfinden. Ich gönne sie zwar meinem patgen[2] von hertzen, mögte aber doch auch gern vor meinem endt solche noch einmahl genießen. Wie ich sehe, so liebt I. L. der [204] Churfürst von Brandenburg die demanten nicht weniger, alß Monsieur; die steine, so I. L. auff dem hutt hatte, seindt, glaube ich, größer, alß Monsieur seine. Ich bilde mir den lieben Churprintzen recht artig ein; ich glaube, die gutte fraw von Harling muß eine große freüde gehabt haben, ihn wider zu sehen; es ist ein prodige, daß er im 6. jahr kein kindt mehr ist; Gott gebe, daß er lange leben möge. Wer einmahl zu Hannover erzogen worden, wünscht sich alß wider zu E. L. undt oncle, wie E. L. auch ahn dießem artigen Churprintz sehen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 6. Januar 1695 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 203–204
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0191.html
Änderungsstand:
Tintenfass