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Brief vom 10. Februar 1695

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


194.


[207]
Versaille den 10. Februari 1695.
… Freüllen Königsmarck[1] muß ihres brudern unglück verschmertzt haben, weillen sie jetzt comedie spilt. Mich deücht, wilde thier einander sehen zu reißen, ist ein schlegt plaisir; ich habs einmahl zu Vincene[2] sehen wollen; sie jammern mich aber gleich undt sehe es nicht gern, kompt mir cruel vor. Man ist nun desabussirt hir, daß der Königin Marie todt einige verenderung in Engellandt geben werde, die gesundtheit vor König Wilhelm ist das vornehmbste, die betrübtnuß wirdt schon vergehen … Es geht ein geschrey hir, alß wenn die geweßene Churprintzes wider zu ihrer fr. mutter solte, umb bey ihr zu bleiben; weillen E. L. aber nichts davon sagen, kan ichs nicht glauben. Die dame zur Lawenau wirdt denn hinfüro die printzes von Zelle sein, es seye dan, daß sie wider freüllen von Harbourg werden solte. … Ich weiß woll, daß mein sohn nicht perfect sein kan, aber ohne gantz perfect zu sein könte er sich apliquiren in serieuseren sachen, da er gottlob capable zu ist, undt nicht tag undt nacht sich ahn lapereyen hencken, welches ihm die verachtung vom hoff auff sich zicht undt macht, daß man ihn incapabel helt, waß rechts außzurichten. Sein standt ist etwas neües in Franckreich, undt wenn er nicht acht hatt, sich drinen zu mainteniren, wirdt er nur gar zu baldt den printzen du sang gleich werden undt nicht mehr alß sie considerirt sein, undt wenn einmahl ein sach hir im brauch ist, kan mans mitt großer mühe endern. Ich mißgönne ihm seine lust nicht; junge kerls, wie er ist, können auch nicht wie jungfern leben, allein ich hette gern, daß er es mitt maniren machte undt nicht seine einige occupation von der desbauche, welches ihn allein kan veracht machen. Also sehen E. L. woll, daß ich nicht zu severe bin, sondern nur von ihm will was raisonabel ist. … Monsieur sein continuirlich spiellen wirdt ihn eher ruiniren, denn seyder 6 tagen daß I. L. zu Paris sein, haben sie 2000 pistollen verlohren, da seindt schon 4000 von dießem jahr; wenn er so fortfährt, wirdt er endtlich sein gantz apanage verspiellen. Ich dencke wider ahn E. L. brandt: es ist woll ein groß glück, daß E. L. durch den rauch erwacht sein, denn E. L. kammer hette woll leicht können ahngesteckt werden alß wie E. L. cammer zu Klopenburg[3].
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 10. Februar 1695 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 207
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0194.html
Änderungsstand:
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