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Brief vom 24. Februar 1695

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


196.


[209]
Versaille den 24. Februari 1695.
… Wenn man nicht gesundt ist oder unlust undt chagrin hatt, altert man gar geschwindt. E. L. seindt noch in keinem alter, daß ihnen das gesicht undt gehör vergehen solte; daß sie aber die zähne behalten, ist etwaß rares; ma tante von Maubisson hatt auch noch alle ihre zähne, seindt aber sehr verschließen; sie geht aber auch noch beßer alß ich nun. Seyder ich in Franckreich bin, eße ich nicht den dritten theil mehr, wie ich vor dießem thate; ich glaube, daß die erschreckliche betrübtnuß, so ich hatte, E. L., papa undt meinen bruder s[eelig] zu Strasburg zu quittiren, schuldig dran ist, denn ich war 8 gantzer tag undt mehr, daß ich weder eßen noch drincken konte, alß mitt gewalt. Das, glaube ich, hatt mir den magen eingezogen, denn wie E. L. wißen, so war ich gewont, erschrecklich zu freßen, undt seyderdem habe ich nicht mehr geßen wie vorher; zudem so hab ich mich nie ahn die frantzösche eßen gewehnen können, weillen ich kein bouillon leyden kan, undt alles macht man hir mitt bouillon. Ich habe jetzt einen teütschen koch, der richt mir auff recht gutt teütsch zu, das macht mich ein wenig mehr eßen; ich glaube aber, daß dießes auch schuldt ist, daß ich diß jahr so dick undt fett geworden bin …
König Jacob sagt, daß König Wilhelm vor dießem seine gemahlin gar nicht geliebt hette undt gar übel mitt ihr gelebt, könne also nicht glauben, daß er geendert hette. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 24. Februar 1695 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 209
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0196.html
Änderungsstand:
Tintenfass