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Brief vom 17. Juli 1695

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


212.


[220]
St. Clou den 17. Julli 1695.
… Es ist gewiß, daß die gärtten schön hir sein; mad. de Bouillon[1] aber meint, daß die ittalliensche gartten dießen noch vorzuziehen sein, sollen mehr mitt schönnen antiquen statuen ornirt sein. Ob Meudon zwar schön ist, so muß ich doch gestehen, daß mir Choisie[2] viel beßer gefelt; es ist nicht so alla grande wie Meudon, aber viel lustiger in meinem sinn. Die Seine flißt wie ein canal nur 10 schritt vom hauß, das kompt mir gar lustig vor; zudem so ist alles gantz eben undt nicht viel zu steygen wie zu Meudon, undt das gefelt mir beßer. Ich war wie Cliton im Menteur[3] dem hertzog von Simmern de son coeur l’unique secretaire et de tous ses secrets le grand depositaire; der gutte hertzog meinte, er wüste allein die inclination, so seine gemahlin vor mons. Colb hette, undt meinte sie mitt douceur zu gewinnen; zudem so hatte er Colb auch selber gar lieb undt konte seiner nicht mißen; er meinte auch, Colb were seiner gemahlin cruel, er hatte es seinem herrn gantz weiß gemacht, undt wie ich das sahe, möchte ich ihn nicht desabusiren. …
Ein schön hündtgen kan woll ein amussement, aber nie kein trost sein; die bollonaische[4] hündtger lieb ich gar nicht, ich finde sie zu delicat, habe die frantzösche Espangnölger viel lieber; ich haben deren 4, so allezeit bey mir sein undt nachts bey mir schlaffen. Ich glaube, daß es ein recht vorsehen von Gott dem allmächtigen ist, daß so viellerley inclinationen sein; wenn alle welt nur eine hette, würde ein unendtlicher zweytracht in der welt sein. Daß der Churfürst von Sachsen[5] dem römischen König[6] die serviet geben, ist eine frantzösche manir, denn Monsieur gibt sie ahn mons. le dauphin. Ich bin E. L. meinung undt glaube nicht, daß papa s[eelig] dem römischen König die serviet würde geben haben. … [221]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. Juli 1695 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 1 (1891), S. 220–221
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d07b0212.html
Änderungsstand:
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