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St. Clou den 15. Sept. 1695.
… Ich finde die leütte glücklich, so sich amusiren können, sachen
auß der bibel zu expliciren, denn sie müßen nicht allein wenig zu thun
haben, sondern auch ahn nichts traweriges zu gedencken haben, denn wenn
das were, würden sie ahn solche indifferente sachen nicht gedencken. Es ist
kein wunder, daß ich die bibel noch weiß, ich leße alle tage drin … Vor den
balsam undt die zwey bücher dancke ich demütigst. Ich habe die pensée
morale schon außgeleßen; die das buch gemacht, von denen kan man das
sprichwort sagen: sie haben läutten hören undt wißen nicht, in welchem dorff;
aber à force de sotise macht es doch lachen. Waß mich ahm meisten lachen
macht, ist, daß er sagt, daß mons. de Vandosme
[1] verliebt seye; der ist es
sein tag des lebens von keinem weibsmensch geweßen undt wirdt es auch
woll nicht werden, die damen seindt gar seine inclination nicht undt er hatt
es kein heel; mons. de Luxemburg
[2] ist nie von der marechalle de Bouffler
[3]
verliebt geweßen; ich glaube, daß er sein leben [nicht?] mitt ihr gesprochen.
Die quaquerin
[4], so eine schöne engliche dame solle geweßen sein, hatt sich
nie bey St. More
[5] ahngemacht; es war ein weib über die 70 jahren, so sich
bey Monsieur undt mir ahngemelt hatt, also alles in dem buch überzwerg
[6].
Die historie von St. Cire
[7] ist ärger, alß in dem buch steht undt auch
possirlicher. Die junge jungfern dort wurden in einander verliebt undt man
ertapt sie, daß sie wüstereyen mitt einander thaten. Mad. de Maintenon solle
hertzlich drüber geweint haben undt alle reliquien expossiren haben laßen,
umb den teüffel der unzucht zu vertreiben. Man schickte auch einen prediger
hin, gegen die unzucht zu predigen; dießer aber sachte selber so viel heßliche
sachen, daß die rechte modesten jungfern es nicht außstehen konten undt auß
die kirch gingen undt die andern undt coupablen kam das lachen so ahn,
daß sie es nicht halten konten …
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